Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 489
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Zwei Geißen und mehr. Auch Tiere gehören zu Tribergs Geschichte. 4R9

men. Den angebotenen Geldbetrag auszuzahlen, habe sie 14
Tage Zeit. Da die Auseinandersetzung zwischen Schuhmacher
und „Gehausin" nicht immer in freundlichen Worten bestanden
hatte, seien „angethane unanständige Reeden aufgehoben
". Weiteres „Schmähen und Schänden" sei den beiden „Bey
Strafe" verboten. Sie sollten wieder „in Frieden und einigkeit
miteinander leben".

Eine alltägliche Begebenheit, jedoch für die Nachwelt aufschlussreich
, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Die Reaktion
des Geschädigten ist typisch für das Verhalten der Triberger
Untertanen in jenen Jahrzehnten. Die Protokollbücher des Triberger
Gerichts sind voll von Klagen über Streitigkeiten, die im
Abstand der Jahrhunderte als nahezu lächerliche Kleinigkeiten
verstanden und leicht hätten außergerichtlich abgetan werden
können.

Michaela Hohkamp stellte in ihrem Buch „Herrschaft in der
Herrschaft. Die vorderösterreichische Obervogtei Triberg von
1737 bis 1768" in 611 (!) Amtsprotokollen 100 Besitzstreitigkeiten
, 212 Geldforderungen und 166 Gewalt- und Ehrklagen fest.
Man kann diese Zahlen jedoch auch als Zeichen des Vertrauens
in die Justiz interpretieren. Das Urteil wurde anscheinend
immer akzeptiert, von einer Urteilsschelte hört man jedenfalls
nichts. Der zu Rate gezogene Kleemeister Sigmayer offenbart
respektable Kenntnisse im Veterinärwesen. Damit stand er
nicht allein. Auch anderwärts nahm der Kleemeister den Tierarzt
vorweg. Zudem ersetzte er den Fleischbeschauer. Die Entscheidung
, ob ein krankes Tier noch genießbar war, musste er
treffen. Das Protokoll unterrichtet auch über Wohnen und
Hausen: im Erdgeschoß ein Ziegenstall, darüber die Wohnung
des Schuhmachers und wohl seiner (hier nicht genannten)
Familie, im dritten Stock erst die Mieterin, entweder eine ledige
oder verwitwete Frau. Nicht wie es später hieß: „Eine Kuh deckt
die Armut zu": in unserem Falle war es die Ziege als Spenderin
von Milch, Butter und Käse, also eine noch schmalerer Basis der
Existenz, für Schuhmacher Schmidt und „Gehausin" Hummle-
rin gleichermaßen von Bedeutung.

In diesem Zusammenhang muss man die vielen Mauern und
Mäuerchen an der Riffhalde sehen, die bittere Not erzwang,
damit noch etwas Platz für ein Gärtchen oder ein Mättchen
geschaffen war. Denn eine Geiß fraß einen ganzen Winter lang
Heu. Und schließlich sehen wir, wie der Charakter des Städtchens
Triberg von der Landwirtschaft geprägt war, wie sehr die
Einwohner auf irgendwelche Nebeneinkünfte angewiesen
waren, auf den „Fremdenverkehr" von damals, das heißt auf


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