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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 35
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0036
Die Orden im Elsass und in Baden vor und nach dem Ersten Weltkrieg

ihnen zum Zwecke einer Erprobung ihrer Vereigenschaftung
für den klösterlichen Lehrberuf im Ausland aufgenommenen
Mädchen lediglich nach diesem ausschließlichen Zwecke zu
bemessen sei, keineswegs aber daraus sich die Einführung
eines Noviziats herausbilden dürfe, mit dem der klösterliche
Charakter der Anstalt von selbst gegeben erschiene".22 Die Behörden
gaben keine Ruhe, forderten immer neue Berichte,
ordneten immer neue Untersuchungen an.23 Aber nach 1910
konnten sich die badischen Mädchen direkt nach Straßburg
wenden; bis zum Beginn des Krieges wurden dort jährlich zwischen
40 und 50 Kandidatinnen aufgenommen.

Gleich zu Beginn des Krieges wurde auch das Mutterhaus in
Straßburg als Lazarett verwendet, in dem die Ordensfrauen bis
zur Erschöpfung und Erkrankung, ja bis zum Tod arbeiteten.
(Allein hier starben im November 1917 drei Schwestern, zwölf
Novizinnen und fünf Kandidatinnen an einer Infektion, die
sie sich bei der Pflege zugezogen hatten.) Dennoch mussten sie
sich „Schimpfworte gefallen lassen und andere Unzuträglichkeiten
, schon allein deshalb, weil sie Deutsche waren".24 Es
kam so weit, dass sie sich mit „einer freiwilligen Auswanderung
(...) unter Ausschluss der Möglichkeit einer Rückkehr"25 einverstanden
erklärten. „Jede Schwester nahm das Notwendigste
mit an Kleidern und Bettzeug und suchte, so gut es ging, ihr
Gepäck nach Kehl an die Bahn zu bringen."26 Auch ein Teil der
Hauseinrichtung konnte mitgenommen werden, das Haus selber
aber wurde schließlich verkauft.

„Der 11. Dezember 1918 wird in der Geschichte der Gesellschaft
als Trauertag bezeichnet. Am Nachmittage dieses Tages
zogen alle Kandidatinnen, Novizinnen und Profeß-Schwestern
in Prozession hinaus auf den Klosterfriedhof, um von den lieben
Verstorbenen, besonders vom Grabe der ehrwürdigen
Mutter Alexia, Abschied zu nehmen. Zuvor hatte der Haus-
Geistliche in rührenden Worten die Bedeutung des Tages für
die Genossenschaft und für jede einzelne Schwester hervorgehoben
. Das schöne Mutterhaus zu Straßburg, das für viele
junge Schwestern die Morgenröte des Ordensstandes war, sollte
bald vereinsamt und verwaist sein."27 Die nun folgende „Absperrung
von Deutschland"28 und die „seit Januar 1919 systematisch
einsetzende, gewaltsame Verdrängung aller Deutschen
durch die Franzosen"29 zeigte nur zu bald, dass der Orden keine
andere Wahl gehabt hätte.

In St. Marc und in Oberbronn hatten sich die Gemeinschaften
einfach geteilt; die deutschen Mitglieder zogen aus, die
französischen blieben zurück und konnten ihr Kloster behalten
. In Straßburg, wo es nur Deutsche gab, mussten alle das-


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