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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 52
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Christine Muller

Am 7. März 1917 sendet Knauth „ein Verzeichnis der mit
Kunstwert versehenen Glocken im Elsaß, deren Befreiung von der
Beschlagnahme geboten erscheint und zwar getrennt nach solchen
mit besonderem und mäßigem Kunstwert" an die Metall-Mobilmachungsstelle
in Mulhouse und bemerkt dazu, „daß es zur
Zeit noch unmöglich ist, ein endgültiges Verzeichnis vorzulegen"
und „daß möglichenfalls das vorliegende Verzeichnis Glocken
enthält, die nicht mehr vorhanden sind". Nach dem Stand vom
14. April wird eine vorläufige Liste C der Glocken „für die ein
besonderer wissenschaftlicher, geschichtlicher oder Kunstwert vorhanden
ist" ergänzt. Eine weitere Ergänzung folgt am 24. Mai
1917.

Während des letzten Kriegsjahrs werden die Maßnahmen
verschärft. Am 11. Mai 1918 wendet sich das Ministerium für
Elsass-Lothringen an Knauth, um ihm mitzuteilen, dass das
Kriegsministerium „zur Steigerung der Ausbeute an Sparmetallen
(Kupfer und Zinn) ... eine mit tunlichster Beschleunigung vorzunehmende
nochmalige Durchprüfung der Bronzeglocken und Orgelprospektpfeifen
angeordnet" hat. Es gibt neue Richtlinien. Knauth
wird ersucht, „einen möglichst strengen Maßstab anzulegen und
darauf hinzuwirken, dass etwa 60% des Gesamtglockenbestandes
[seines] Gutachterbezirkes der Gruppe A der einzuschmelzenden
Stücke zugewiesen werden".

Am 2. September 1918 schreibt der Kaiserliche Kreisdirektor
an Knauth: „Auf Ihr Schreiben vom 7.8. dj. betr. Nachprüfung der
zurückgestellten Glocken und Orgelpfeifen übersende ich Ihnen mit
der Bitte um Rückerstattung die z. Zt. aufgestellte Liste B u. C der
belassenen Glocken. Andere Glocken wurden nicht zurückgestellt."

Der Ablauf der Beschlagnahme

Viele Glocken wurden tatsächlich fachmännisch abmontiert;
in manchen Fällen wurden sie jedoch zum großen Entsetzen
der Bevölkerung29 gnadenlos aus dem Kirchturmfenster geworfen
, wie zum Beispiel in Rosheim, Guebwiller, Duppigheim
oder Ribeauville. „In vielen Gemeinden des Oberelsass wurden die
Glocken infolge des Mangels an Fachleuten und geübtem Personal
auf Befehl der Ortskommandanten im Turme zerschlagen oder aus
der Höhe herab aufs Pflaster geworfen."2,0 In Ribeauville wurde ein
Teil davon sogar im Turm zerkleinert. Die Glocken von Innenheim
wurden auch auf der Stelle zerschlagen.31 Die Spur solcher
Glocken verliert sich dann: „... in Stücke gehauene Glocken
werden nicht inventarisiert" (Abb. 7).

In Duppighheim „Beim Ausbau [der großen Glocke] riss
unter ihrem Gewicht die Kette und sie fiel herunter, ohne Schaden


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