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Christine Muller
Der geschichtliche und künstlerische Wert
Man hat bereits gesehen, wie im Falle von Woerth und Froesch-
willer der Andenkenswert in geschichtlichen Wert umgeändert
wurde.
Sechzehn Glocken, darunter die drei der katholischen Kirche
von Munster und anderer bereits evakuierter Gemeinden
befanden sich seit Herbst 1915 in Colmar im Bezirkspräsidiumspark
(um sie den Franzosen zu entziehen). Man weiß jedoch
nicht, ob im Mai 1917 die Glocke aus der ehemaligen Abtei an
Ort und Stelle bleiben kann, wie das katholische Pfarramt
Munster an das Bischöfliche Ordinariat schreibt: „Seit Herbst
1915 befanden sich die drei Glocken der Kath. Kirche im Park des
Bezirksspräsidiums in Colmar. Ende März 1917 wurden dieselben
laut Erlasses des Kriegsministeriums vom lten März 1917 beschlagnahmt
; jedoch durfte auf Antrag, die 2te Glocke, die aus dem alten
Kloster stammt, zurückbehalten werden. Ob dieselbe in Colmar
bleiben wird, konnte bis jetzt noch nicht festgesetzt werden."40
In Diedendorf verlangt der Pastor das Kommen einer Sachverständigenkommission
. Sein Schreiben mit einer historischen
Studie wird an Knauth durch den Synodalrat weitergeleitet
. Es handelt sich um eine aus dem Ende des 15. Jhs. wahrscheinlich
von Lamperti aus Deneuvre (oder aus dessen Umkreis
) stammende Glocke.41
Die alte Glocke von Meistratzheim (Edel aus Strasbourg,
1680) allein „wird überall in der langgestreckten Gemeinde gehört
und ermöglicht dadurch die Ordnung des Gottesdienstes. Zudem gibt
sie den Stundenschlag, was mächtig dazu beiträgt, um auch in der
Gemeinde Ordnung und Einverständnis zu erhalten, besonders wenn
ein Brand ausbrechen sollte." Ende April sind bereits die Glocken
aus den Jahren 1802 und 1834 „vom Turme herabgenommen" worden
. Pfarrer Speyser beantragt ebenfalls die Befreiung der Glocke
aus dem Jahre 1802 und sendet Photos an Knauth sowie eine
Abschrift der Inschrift mit der Bemerkung: „Diese Inschrift hat
besonders geschichtlichen Wert für die Gemeinde. Möge auch diese
Glocke uns erhalten bleiben." Da die Zeit drängt, fragt Speyser per
Telegramm an, ob er die Glocke behalten darf. Knauth antwortet
über denselben Weg: „... vorläufig zurückbehalten bis Entscheidung
getroffen". Durch ein weiteres Schreiben bestätigt Knauth, dass
die Glocke von 1802 in die C-Gruppe aufgenommen wird. Beide
Glocken sind heute noch vorhanden.42
Es ist oft schwierig für die Ortsverantwortlichen, das Alter
und den Wert ihrer Glocken einzuschätzen, um sie gegebenenfalls
als „historisch" einzustufen. In Bischoffsheim berichtet
der Bürgermeister: „Ich beehre mich, Ihnen ergebenst mitzuteilen,
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