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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 69
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Die Beschlagnahme der elsässischen Glocken während des Ersten Weltkriegs

und Meißel mit und schlugen am untern Rande Stücke weg, um sie
als Andenken zu bewahren." In Urmatt befindet sich eine Glocke,
deren Rand beschädigt ist, weil man ebenfalls Andenken abgeschlagen
hatte.60

Die Gemeinde von Reitwiller „war über die Einziehung der
Glocke, als eines heiligen Gegenstandes, aufgebracht, hat sich aber
nach Aufklärung in Predigt und Privatgespräch bald beruhigt".

Der Schulmeister von Diedendorf schreibt: „Bevor die Glocke
[Ludwig Edel, 1876] am 28. Juli, heruntergenommen wurde, ordnete
ich auf Wunsch von vielen Bürgern ein Abschiedsläuten an. Alte
Leute wurden zu Tränen gerührt, denn es ging ein Stück Leben mit."

Aus Gumbrechtshoffen wird berichtet: „Sehr viele Katholiken
hatten sich vor der Kirche versammelt und sahen fast schweigend
dem Verladen zu. Als die Glocken dann davon gefahren wurden,
blieb fast kein Auge trocken."

In Belmont: „Im April 1917 hieß es, die Glocke [ein Werk aus
dem Jahre 1434] müsse abgegeben werden, da wurde manches Auge
naß bei dieser Botschaft, denn die Leute hätten sich nur ungern
davon getrennt. Wegen ihres geschichtlichen Wertes bleibt uns jedoch
die Glocke erhalten."

Schwester Odoric Meyer aus Ottrott schreibt in einem weinenden
Ton über die Beschlagnahme der Glocken der Pfarrkirche
Saints-Simon-et-Jude und der Saint-Nicolas-Kirche im Unterdorf
; der Tag wird mit einem neuen Mobilmachungstage
verglichen: „Es war am 3. Mai 1917, am Feste Kreuz Erfindung, da
wir zum letzten Male vom Kirchturm herab, den lieblichen Klang
unserer Glocken vernahmen. Um 9 Uhr morgens erhob die ehrwürdige
Margareta [Causard, 1876, 1102kg], so war ihr Name, nochmals
ihre Stimme, als wollte sie gleichsam rufen: ,zur Stund und
nimmermehr Tü ich Kund Gottes Lob und Ehrl'

Ihr Klang war bald dumpf, bald klagend, bald ernst, bald feierlich
. Besonders ergreifend war er, wenn sie Donnerstag abends die
Gläubigen an die Todesangst Jesu mahnte. Sie schien an Freude und
Schmerz der Dorfbewohner teilzunehmen. Kein Wunder, daß bei
ihrem Abschiede heiße Tränen vergossen wurden. Der 3 Mai glich
einem neuen Mobilmachungstage. So strömte die Einwohnerschaft
zum Bahnhof hinaus. Sie wollte da ihrer treuen Freundin ein letztes
Lebewohl zurufen."

In den Kampfzonen (Operationsgebiet), wie Belmont, ist das
Läuten untersagt, mit Ausnahme der Gottesdienste und der
Siege. Die Glocken wurden auch an Kaisersgeburtstag geläutet
. Aus Wildersbach wird im Sommer 1917 berichtet: „Seit
einem Jahr etwa ist ... im Operationsgebiet das Geläute für den
Sonntags-Gottesdienst wieder freigegeben." Emile Herzog erinnert
sich: „Das Glockengeläute zu gottesdienstlichen Zwecken war


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