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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 77
(PDF, 98 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0078
Die Beschlagnahme der elsässischen Glocken während des Ersten Weltkriegs

„dem Verbände deutscher Vereine für Volkskunde unmittelbar zugestellt
werden wird".

Pfarrer A. Hoffmann aus Eckwersheim schreibt: „Bereits vor
dem Krieg habe ich mich während einigen Jahren bemüht, die in
Eckwersheim noch bestehenden oder durch mündliche Überlieferung
erhalten gebliebenen Sitten und Gebraeuche, vornehmlich aberglaeu-
bische Volksmeinungen, zu sammeln; auch habe ich bereits, als
feuilletons in der,Straßburger Post, manches Ethnographisches veröffentlicht
... Über,Glocken' ist mir aber so gut wie nichts zu Ohren
gekommen"

Manche Rückschreiben sind lakonisch, so in Weyersheim:
„Berichte ... hiermit, daß die Inschriften der abgelieferten Glocken
durch das Pfarramt notiert worden sind", oder in Klingenthal:
„Einen Glauben an ihren Schutz vor Unwetter und bösen Mächten
kennt man hier nicht, auch sind keine Sagen von den Glocken bekannt
, denn Klingenthal hat Glocken etwas über 100 Jahre, früher
waren hier nur eine Kapelle und ein Saal zum Predigen/' Der Lutherisch
-evangelische Pastor von Sainte-Marie-aux-Mines verfasst
seine Antwort im telegrafischen Stil: „Antwort auf die Mahnung:
Gedenket der Glocken: ... Glockensagen hier unbekannt... Sonstig
wichtiges: Nichts" In Guemar schreibt der Bürgermeister noch
kürzer, dass die abgelieferten Glocken, aus dem Jahre 1902,
„keinerlei Sprüche enthielten" (was jedoch eher unwahrscheinlich
klingt), und die „ belassene alte Glocke weist ebenfalls keine
Sprüche bezw. Inschriften auf die von kulturhistorischer Bedeutung
wären". Er schildert jedoch die Bräuche, welche die Glocken
betreffen (Taufe, Karwoche)67 und fügt hinzu: „Wetterläuten u.
dergl. kennt man hier nicht".

In Elsenheim gibt der Pfarrer eine lückenhafte Abschrift der
Inschrift der Glocke von Spalt aus dem Jahre 1664, die abgegeben
wurde (und nicht mehr vorhanden ist), und der Bürgermeister
fügt hinzu: „Die beiden andern Glocken hatten keine Inschriften
von Allgemeinem Interesse".

Es werden nicht nur Bräuche oder Sagen erwähnt. Der Pastor
von Riquewihr erzählt, dass anno 1848, beim Bau der zwei
Kirchen, die Glocke aus dem Jahr 1722 „der Gegenstand eines
längeren Prozesses [war], da die Katholiken diese Glocke beanspruchten
". Er schickt eine provisorische Beschreibung: „Ueber das
Weitere, Gewicht, etc, hat sich ein Mitglied des Kirchenrats, zugleich
Mitglied des Gemeinderats, bereit erklärt in den Archiven der Gemeinde
nachzuforschen. Wenn dort etwas zu ermitteln ist, so wird
es nachträglich mitgeteilt werden."

In den Berichten werden weder die Bräuche anlässlich der
Glockentaufen noch die „Reise nach Rom" in der Karwoche,
vergessen.


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