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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 81
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0082
Die Beschlagnahme der elsässischen Glocken während des Ersten Weltkriegs

nicht mehr bekannt." Es gab auch besondere Totengeläute. In
Oberseebach rief das Rathausglöcklein „jeden Tag um zehn Uhr
vormittags den müden Landwirt nach Hause ...Es verkündete ferner
die Ankunft des Rentmeisters, den Beginn einer Steigerung, einer
Wahl, den Ausbruch einer Feuersbrunst..."

In Marlenheim geht es um den Weinbau: „Während der
Weinlese riefen die lauten Klänge der grossen Glocke den Winzer
jeden Morgen um 6 Uhr zur süßen Ernte aufunsern mit Reben bekränzten
Hügel."

Karl Hermann Gerst, der reformierte Pastor in Sainte-
Marie-aux-Mines, erzählt von der Zillharter Glocke (Saint-
Pierre-sur-l'Häte, Lamperti, 1536) eine Legende, welche der
von der „Suzanne" in Rosheim sehr nahe steht und fügt
hinzu: „Ueberall in der Gegend stößt man auf den Glauben, dass
die Zillharter Glocke als eine alte Bergmannsglocke starken Silbergehalt
habe. ,Das habe man bei ihrem Läuten schon hören können
.^ Er erwähnt die anderen Glocken, welche aus Edelmetallen
gewesen sein sollen (es handelt sich um die Kirche der
Bergleute): „Von den beiden andern Glocken, deren Platz im Glockenstuhl
leer sei, schon seit unvordenklicher Zeit, seien die verschwundenen
noch viel kostbarer gewesen. Zuerst hätten sie das
goldene Glöckchen geholt und hernach das aus gediegenem Silber
..." und beendet seinen Bericht mit den Worten der Einwohner
während der Beschlagnahme: „... jetzt holten sie die letzte
Glocke, welche den Vorfahren & den Vätern gerufen. Die werde
wohl gehn müssen, denn für ein Eingreifen höherer Mächte wie
anno 1793 seien die Zeiten nicht mehr geeignet." Die Glocke kam
glücklicherweise 1919 wieder zurück.69

In Rosenwiller bei Rosheim wird Folgendes von der großen
Glocke, Assumpta genannt, erzählt: „Beim Läuten am Geburtstage
Seiner Majestät 1893 zersprang die alte große Glocke u. wurde
noch im nämlichen Jahr von der Glockengießerei Gausard Colmar
umgegossen. Ihr schöner Ton läßt bestimmt darauf schließen, daß
sie aus wertvollem Metall hergestellt ist. Diese Glocke durfte bleiben,
da das Herabnehmen mit großer Gefahr für den baufälligen Kirchturm
verbunden wäre, der aus dem 13. Jahrh. stammt. Diese Glocke
wird jeden Donnerstagabend geläutet, um die Gläubigen an die Todesangst
Jesu zu erinnern. Man sagt dann: ,Es läutet >Angstglock</.
Sämtliche Glocken wurden in der Christnacht u. um Mitternacht
vom letzten April auf den 1. Mai geläutet."70 Eine andere Hand hat
beigefügt: „Wahrscheinlich spielt in letzterem Falle der Aberglaube
eine Rolle. Die Hexen sollen nämlich keine Gewalt über Dorf u. Bann
bekommen, wenn die Glocken in der bezeichneten Nacht geläutet
werden. Ein Gebrauch in früheren Zeiten war folgender: ,Im
Dorfe war ein großer Schlüssel aus Holz. Wer ihn beim Ausbruch


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