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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 86
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0087
Christine Muller

Gesellschaft verlangte die schnelle Rückgabe der den Gemeinden
bezahlten Summen, und drohte widrigenfalls die Glocken
in die Gießereien von Hamburg und Leipzig zu schicken. Nach
Verhandlungen wurde unter anderem beschlossen, dass das, was
1917 in Kriegsanleihe bezahlt worden war, in Kriegsanleihe zurückerstattet
werden sollte. Diese Vorsichtsmaßnahme erlaubte
es vielen Gemeinden, ihre deutschen Papiere loszuwerden.79

Im Falle von beschädigten Glocken versuchen ihre Besitzer
den Preis zu mindern, wie z.B. in Gottenhouse, wo „die Glocke
nun einen bedeutenden Riss hat, also umgeschmolzen werden
muss". Der Rat glaubt „mit Recht die Hälfte des seinerzeit erhaltenen
Betrages, sowie die Kosten für Abtransport und wieder Herbeischaffen
... zurückbehalten zu dürfen ..."

Nur 344 der beinahe 2000 (laut Herzog) eingelieferten el-
sässischen Glocken wurden wiedererlangt.80 Es fehlten nämlich
156 Glocken (von jenen 500, die Herzog noch gesehen
hatte), darunter 122 B- und C-Glocken. Die Kriegsmetall-Aktiengesellschaft
ließ sie verschwinden, unter anderem eine alte
Glocke aus Munster aus dem 15. Jh., welche das Ortswappen
trug. Elsässische Glocken sollen in Apolda gelandet sein. Immerhin
war die befragte Gießerei in Apolda imstande, „Glocken
zu liefern in jeder Tonart und in jedem Gewicht", in einer
Zeit, da es in Frankreich schwierig war, Metall für die Gießereien
aufzutreiben.81 Emile Herzog hatte sich darüber seine
Gedanken gemacht: „Auch sonst fehlen viele wertvolle, alte Glocken
aus dem Elsass, die sicher nicht eingeschmolzen wurden. Ein
günstiges Geschick wird sicher früh oder spät die eine oder die andere
irgendwo in Deutschland ausfindig machen."82 Sechs Glocken
aus dem Sundgau wurden in Hamburg ausfindig gemacht;
weitere drei elsässische Glocken wurden im Juli 1918 in einem
Wagon in Dresden gesehen. Cahn gibt zu, dass es möglich
war, dass elsässische Glocken vor dem Waffenstillstand in andere
Lager abtransportiert wurden; sagt, er wisse aber nichts
davon. Es hätte zur Zeit der Beschlagnahme viel Unordnung
im Elsass gegeben, da die Deutschen einen französischen Angriff
befürchteten.

Herzog berichtet: „Gleich im Dezember 1918 haben diejenigen,
die bereits 1917 für die Erhaltung unserer Glocken tätig waren, die
nötigen Schritte zur Wiedererlangung der noch in Frankfurt lagernden
Stücke getan. Doch erst nach langen Verhandlungen und nur
durch die Bemühungen der französischen Militärbehörden wurde im
März 1919 der Rücktransport ermöglicht. Das Ministerium in Strass-
burg legte allen Wert darauf, dass die Glocken bereits das Osterfest
verkünden sollten. Aber gleich traten finanztechnische Schwierigkeiten
und alle möglichen Hemmnisse in den Weg, sodass die Glocken


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