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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 122
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Manfred Merker

Diese Schwärmerei von der Schönheit des aufopfernden Heldentods
fand ihren Niederschlag auch im literarischen Marschgepäck
der jungen Soldaten, zumindest bei denen aus dem
akademisch gebildeten Besitzbürgertum: In ihren Tornistern
oder den Rocktaschen ihrer Marschuniform trugen sie als Lektüre
für die Kampfpausen bei sich: Rilkes „Cornet", Goethes
„Faust", Hölderlins „Hyperion", Nietzsches „Zarathustra", Feldpostausgaben
der deutschen Klassiker, aber auch das Neue
Testament. (A. Hitler als Regimentsordonnanz während des
gesamten Krieges las in seinem Unterstand in den Gefechtspausen
die Bibel, Homer und Schopenhauer!). Auf Drängen der
Offiziere wurden hinter der Front des zermürbenden Stellungskrieges
ab 1916 fahrbare Leihbüchereien, die sog. Bildungskanonen
, aufgebaut. Eigene Tagebuchaufzeichnungen, Gedichte
und die Feldpost - 28 Milliarden Sendungen in viereinhalb
Kriegsjahren! - dienten neben dem inneren Bildungsschatz
ebenfalls der geistigen Selbstvergewisserung.

Der Abschied von der Heimat, der für so viele endgültig sein
sollte, wurde 1914 ebenfalls literarisch überhöht. Hier als Beispiel
eine Strophe aus Heinrich Lerschs „Soldatenabschied"
(1914):

„Lass mich gehn, Mutter, lass mich gehen!

All das Weinen kann uns nichts mehr nützen,

denn wir gehen, das Vaterland zu schützen!

Lass mich gehn, Mutter lass mich gehen.

Deinen letzten Grufs will ich vom Mund dir küssen:

Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!"

In allen Todesanzeigen unserer Schüler schreiben die verzweifelten
Eltern tapfer vom „Heldentod fürs Vaterland", vom „Opfertod
auf dem Feld der Ehre". Oft wussten sie in der fernen
Heimat nicht, wie unsäglich bitter dieser Opfertod nach
schwersten Verletzungen in einem in dieser Grausamkeit nie
da gewesenen Kriegsalltag erlitten worden war.

Mit einem Gedichtfragment, das uns aus dieser Zeit überliefert
wurde und das die jungen Gymnasiasten sicher auch beherzigen
mussten, soll zu den Einzelbiografien der Gefallenen
des Offenburger Gymnasiums übergeleitet werden:

„Es kommt die Zeit, da man dich braucht:

Dann sei Du ganz bereit!

Und in das Feuer, das verraucht,

wirf dich als letztes Scheit".


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