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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 150
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Manfred Merker

Versuch einer Bilanz

Adolf Geck schreibt in seinen „Kriegsbildern aus Offenburg"
am 26.09.1915 einen Bericht vom Ausmarsch der frisch uniformierten
Gymnasiasten in den Krieg:

„Aus dem Stadion des altklösterlichen Gymnasiums zogen die
feldmarschmäßig ausgerüsteten Abiturienten unseres gut erzogenen
Kriegsstudententums über die Hauptstraße zum Personenbahnhof
. Die Regimentsmusik lockte mit ihren Märschen
auch viele zum Geleit herbei, die nicht offiziell zu trauern hatten
. Vor dem Stationsgebäude ein Halt mit musikalischen
p.p. c, das klingen sollte wie: „Muß i denn zum Städele hinaus
und du ...!". Dann noch vier Choräle am Bahnsteig vor dem
entführenden Zuge, und die kleine Soldatenwelle im großen
rauschenden Truppenmeere schob sich ab, alsbald mit der philosophischen
Troststimmung ausgestattet: ,Andre Städtchen,
andre Mädchen!'"

Weiter unten finden sich schon die ersten Meldungen von der
Front:

„Das Eiserne Kreuz erhielt Leutnant zur See Zentner auf U20,
Sohn unseres Landgerichtsdirektors; befördert zum Leutnant d.R.
wurde Unterlehrer Faißt; den Heldentod starben Feldwebelleutnant
Füner, Schwiegersohn des Zauberflötenwirts; Kriegsfreiwilliger
Rudolf Hafner I6V2 Jahre alt."

In diesen Zeilen drückt sich schon die ganze Spannbreite des
damaligen Geschehens aus, das für uns heute so schwer nach-
zuvollziehen ist und sich in seiner krassen Ambivalenz jeder
angemessenen Bewertung entzieht. Der fröhliche Auszug zum
opferbereiten Kampf für die als gerecht empfundene große Idee
der Vaterlandsverteidigung schlug bald um in die grausame
Realität mörderischer Kriegshandlungen von nie gekanntem
Ausmaß, die nicht nur das Ende des kaum begonnenen Lebens
einer ganzen Schülergeneration, sondern auch das Ende einer
ganzen Epoche bedeuteten.

Aus ihrer bürgerlichen Welt heraus wurden die jungakademischen
Rekruten des Gymnasiums nach ihrem harten
Ausbildungsdrill auf den Kasernenhöfen und Übungsplätzen
zunächst vertraut gemacht mit den ungewohnten Anforderungen
und Erniedrigungen des auf Befehl und Gehorsam basierenden
Soldatendaseins. Viele hatten vorzeitig ein außerordentliches
Kriegsabitur abgelegt, einige holten es bei einem
Fronturlaub nach. Als sog. kriegsfreiwillige Einjährige, d.h.
Schüler mit mittlerer Reife, schlugen nach der Grundausbil-


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