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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 162
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Manfred Merker

memoriae" (= Tilgen der Erinnerung) unterzogen. Bei beiden
Denkmälern findet sich immer wieder frischer Blumenschmuck
. Auch die Dörfer haben ihre steinernen Erinnerungsstätten
, wie das hier abgebildete an der Herz-Jesu-Kirche von
Rammersweier mit der Aufschrift „264 zogen aus - 49 kehrten
nicht zurück" (unter ihnen unser Gymnasiast Nr. 25: Franz
Busam). Jährlich findet hier eine Trauerfeier zum Volkstrauertag
, früher „Heldengedenktag", statt.

Der Gedenkstein im Schulgarten des Schiller-Gymnasiums
ist inzwischen verschwunden, der vom Grimmelshausen-
Gymnasium steht zwar noch, die Buchstaben „non omnis
moriar" aber sind von Metalldieben herausgebrochen worden.
Eine von den beiden Erinnerungstafeln der Schule ist spurlos
verschwunden, die andere lagerte unter anderem auf dem
Dachboden des alten Kapuzinerklosters. Ein besonders eindrucksvolles
Andenken findet in den kunstvollen Gedenkbüchern
der Offenburger Gemeinden statt: in der Heiligkreuzkirche
links vor dem Josefschörlein auf einem verschlossenen
Podest, in der evangelischen Stadtkirche offen vor einem bunten
Kirchenfenster links vom Altar, bei der Dreifaltigkeitskirche
auf dem hinteren Altar unten in der Krypta. Hier sind
neben tröstlichen Worten aus der Bibel alle Namen der Gefallenen
in würdiger künstlerischer Ausstattung aufgeführt. Das
ehrende Gedenkbuch der Stadt Offenburg, in das laut Adolf
Gecks wöchentlichen Kriegsbildern offiziell alle Gefallenen
eingetragen wurden, konnte nicht ausfindig gemacht werden
und wurde wahrscheinlich bei der häufigen Verlagerung städtischer
Behörden entsorgt. Oder?6

Der Rückblick auf die letzten 100 Jahre deutscher Vergangenheit
bedeutet für jede deutsche Familie immer zugleich
auch eine Vergegenwärtigung von zwei leidvollen Weltkriegen
im Rahmen deutscher Militärgeschichte. Dies trifft auch für
den Autor und seine Familie über fünf Generationen zu: Der
Großvater diente im Ersten Weltkrieg, der Vater im Zweiten, er
selbst war Wehrpflichtiger der Bundeswehr, ebenso sein ältester
Sohn; sein ältester Enkelsohn dient freiwillig bei den Ge-
birgssanitätern, für die drei anderen Enkelsöhne ist nach Abschaffung
der Wehrpflicht kein Bedarf mehr gegeben. Ähnlich
dürfte es für eine anonyme Anzeige in der F.A.Z. vom vergangenen
Dezember aussehen, in der ein Vater (*1939) an seinen
vor 70 Jahren gefallenen Vater (f1943) erinnert und dann auch
seinen Sohn (*1975) und Enkel (*2001) mit aufführt. Das Ganze
stellt er unter die abgewandelte Horazmaxime: „acerbum et
dolorosum est pro falso mori" (bitter und schmerzensreich ist
es, für eine falsche Sache zu sterben).


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