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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 192
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0193
1 92 Stefan Woltersdorff

Metz war Bezirkshauptstadt des deutschen Teils von Lothringen
, der zusammen mit dem damals ebenfalls deutschen Elsass
das Reichsland Elsass-Lothringen bildete. Seit der Angliede-
rung an das neu geschaffene Deutsche Reich im Jahr 1871 war
das Land zwar wirtschaftlich und kulturell aufgeblüht, zugleich
aber in eine Militärlandschaft verwandelt worden: mit
Denkmälern, die an den letzten Krieg erinnerten, sowie Kasernen
und Festungen, die den nächsten vorbereiteten. Selbst die
Eisenbahn, mit der Heym von Berlin nach Metz fuhr, war ein
Teil davon: Es war die „Kanonenstraße", über die im Konfliktfall
innerhalb weniger Tage dreieinhalb Millionen Mann nebst
Pferden, Munition und Verpflegung nach Westen verlegt werden
sollten. Um Metz gegen einen Angriff zu schützen, war ein
uralter Weinberg zerstört und in eine Festung verwandelt worden
: der Mont Saint-Quentin (357m). In seinem Roman Colette
Baudoche (1908/09) beklagt der lothringische Dichter Maurice
Barres (1862-1923) diese Verwandlung einer Kultur- in eine
Kriegslandschaft:

Von der Esplanade aus erahnt man unter einem wolkigen Himmel
zwölf Winzerdörfer, gebadet oder gespiegelt in der Mosel, die
uns wie diese mit der milden Süße ihrer Namen umschmeicheln:
Scy, woher der beste unserer Weine kommt, Rozerieulles, wo jedes
Haus seinen eigenen Weinberg besitzt, das Erdbeerland von
Woippy, das an Mirabellen reiche Lorry: alle sind mit fruchttragenden
Bäumen gesegnet, die sie zu beschützen und zu lieben
scheinen. Aber die Gipfel der Hügel, auf denen sie liegen, sind
eingeebnet: Daraus wurden die Festungen von Plappeville, Saint-
Quentin, Saint-Blaise und Sommy gemacht (Barres: Bd. 2,
S. 311; Ü: S. W.)

Noch größer war die „Feste Kaiser Wilhelm IL", die etwa zur
gleichen Zeit im Elsass zur Verteidigung Straßburgs errichtet
wurde. Auch hier musste ein alter Weinberg weichen, der teilweise
den Großeltern des elsässischen Schriftstellers Rene
Schickele (1883-1940) gehörte. Im Vorwort seines Essaybuches
Schreie auf dem Boulevard (1913) berichtet er davon:

In unserm Rebberg war eine Festung eingewühlt, unterirdische
Stadt voll dunkler Drohung. Ihre unsichtbaren Geschütze spielten
in den Manövern dem Städtchen unten zum Bärentanz auf.
Um diese Hölle zu bauen, hatten sie unseren Kastanienwald
enteignet und in drei Tagen umgeschlagen. Jeder Weg führte vor
ein mächtiges Gitter, vor dem ein finstrer Soldat mit geschultertem
Gewehr stand. Zum Trost sagten sie uns, daß dies die


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