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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 197
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Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18 107

Neben Nationalisten beider Lager gab es noch die Gruppe
der Pazifisten. Für sie war weder in Deutschland noch in Frankreich
Platz, ihr gelobtes Land war die Schweiz. Bereits seit 1909
lebte dort der Straßburger Künstler und Schriftsteller Jean bzw.
Hans Arp (1886-1966), während des Krieges zählte er zu den
Mitbegründern des Dadaismus. Im Sommer 1914 folgten ihm
zwei jüdische Landsleute nach: der Elsässer Salomon Grumbach
(1884-1952) und der Lothringer Yvan Göll (eigtl. Isaac
Lang: 1891-1950). Grumbach arbeitete während des Krieges als
politischer Journalist, Göll verfasste hier sein Requiem. Für die
Gefallenen von Europa (1917). Sie alle waren mit Rene Schickele
befreundet, der bei Kriegsausbruch in Mecklenburg wohnte.
Im Januar 1915 übernahm er in Berlin die Leitung der weißen
Blätter, die er auf einen kriegskritischen Kurs brachte. Im Sommer
1915 bewirkte der mit Schickele befreundete Politiker
Friedrich Naumann dessen Ausreise in die Schweiz. Nach einer
erfolgreichen Therapie leitete er von dort aus seine Zeitschrift
bis zum Ende des Krieges weiter und bemühte sich bis zuletzt
um eine friedliche Lösung des Konflikts.

Wer in Elsass-Lothringen geblieben war, wurde Teil der
deutschen Kriegsmaschine. Doch das vorherrschende Gefühl
war nicht nationale Begeisterung, sondern Angst: In seinem
Kriegstagebuch vom 3. August 1914 berichtet der in Colmar
geborene, deutschstämmige Dichter Ernst Stadler (1883-1914)
von „weinenden Frauen und Mädchen", die er in in einem el-
sässischen Dorf angetroffen habe. Von Tränen überströmt habe
die Wirtstochter ihm den Kaffee gebracht, und selbst sein
Hauptmann habe „das Schreckliche, die Tragik des Krieges"
betont. Keine Spur von Hass auf Frankreich, im Gegenteil: Als
Stadler am 10. August erstmals die Grenze überschritt, notierte
er in sein Tagebuch: „Ich grüße Dich, süße Erde von Frankreich
!" Als Reserveleutnant zog er in diesen Krieg, doch er war
ein überzeugter Europäer. Zusammen mit Rene Schickele hatte
er 1903 in Straßburg die Literaturzeitschrift Der Stürmerherausgebracht
, die für ein kulturell geeintes Europa der offenen
Grenzen eintrat. In den folgenden Jahren machte er sich als
expressionistischer Lyriker und Leiter des weltweit ersten Instituts
für Komparatistik in Brüssel einen Namen. Im Herbst 1914
sollte er einen Lehrstuhl in Toronto übernehmen, doch der
Krieg warf alle Pläne über den Haufen ...

Im lothringischen Landesteil war die Stimmung ähnlich. In
ihrem Antikriegs-Roman Die Katrin wird Soldat. Ein Roman aus
Elsass-Lothringen (1930), der in sechzehn Sprachen übersetzt
wurde, kommt die lothringische Autorin Adrienne Thomas
(eigtl. Herta Strauch: 1897-1980) darauf zu sprechen. Sie war


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