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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 200
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200 Stefan Woltersdorff

(1920). Bekannt wurde er später mit seinen in jiddisch-elsässi-
scher Mundart verfassten Gedichten, Theaterstücken und Novellen
. In seinen Gschichte üs em Sundgäu kommt er auch auf
seine Erlebnisse im Sommer 1914 zu sprechen:

A isch Chrieg worde. Dur d'erschti verschosseni elsässischi Dörfer
sin mr marschiärt. Im zittige Chornfäll hai mr glageret Das
scheene schwäre Chorn, do isch's niederträtte worde; d Wälder
ewäg ghäue. Het eim des wehdo im Harz!

An der Schlacht nahm auch der expressionistische Lyriker
Alfred Lichtenstein (1889-1914) teil. Wenige Wochen später,
am 25. Sepember 1914, fiel er bei Vermandovillers an der
Somme, kurz nach Niederschrift des Gedichts Die Schlacht bei
Saarburg. Es ist der verzweifelte Versuch, das erlebte Grauen in
Worte zu fassen und dabei einen Rest von Haltung zu wahren:

Die Erde verschimmelt im Nebel.
Der Abend drückt wie Blei,
Rings reifst elektrisches Krachen
Und wimmernd bricht alles entzwei.

Wie schlechte Lumpen qualmen

Die Dörfer am Horizont.

Ich liege gottverlassen

In der knatternden Schützenfront.

Viel kupferne feindliche Mogeleien
Surren um Herz und Hirn.
Und stemme mich steil in das Graue
Und biete dem Tode die Stirn.

(Harig/Heckmann/Oberhauser, S. 138)

Vom 19. bis 22. August 1914 kampierte Ernst Stadler am Dabo-
Felsen in der Nähe von Saarburg und wurde zum Ohrenzeugen
der Schlacht. Tags darauf sah er das Schlachtfeld und hielt die
erschütternden Eindrücke in seinem Kriegstagebuch fest. Wenige
Wochen später, am 30. Oktober 1914, fiel auch er, bei
Ypern, und wurde im Straßburger Ortsteil Robertsau auf dem
Friedhof Saint-Louis beigesetzt:

Samstag, d. 22. Aug.

Zum ersten Mal zeigt der Krieg s. ganzes Grauen. Ein Trümmerhaufe
. Kein Haus ist verschont. Löcher in den Wänden, oder zu
Gerippen niedergebrannt. Im Glockenstuhl der ganz eingeäscher-


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