Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 209
(PDF, 98 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0210
Schriftsteller im Elsass und in Lothringen 1914-18

Argonnerwald, Argonnerwald,
Ein stiller Friedhof wirst du bald!
In deiner kühlen Erde ruht
So manches tapfere Soldatenblut.

Kriegsromantik, Kriegsbegeisterung, Kriegsmüdigkeit ... Der
Text bedient viele Gefühle. Vielleicht war dies auch der Grund
seines Erfolgs. Nach dem Waffenstillstand lebte das Argonnerwald
-Lied in verschiedenen Variationen weiter: als kommunistisches
Kampflied (An Rhein und Ruhr marschieren wir, für
Rätedeutschland kämpfen wir ...), als nationalsozialistisches
Propagandalied (Durchs Ruhrgebiet marschieren wir, für Adolf
Hitler kämpfen wir ...) und als Widerstandslied der Edelweißpiraten
(An Rhein und Ruhr marschieren wir, für unsre Freiheit
kämpfen wir ...).

Zwei weitere Autoren erlebten die Kämpfe im Argonnerwald
: Max Bartel (1893-1975) und Theodor Haubach (1896-
1945). Bartel war ein sächsischer Maurersohn, der sich vor dem
Krieg als Tippelbruder und Bohemien durchschlug, sich früh
der sozialistischen Jugendbewegung anschloss und seit 1910
Gedichte schrieb. Während des Krieges kämpfte er an der Westfront
und veröffentlichte gleichzeitig zwei Bände mit pazifistischen
Gedichten. Der erste trägt den Titel Verse aus den Ar gönnen
(1916). Nach dem Krieg nahm er am Spartakus-Aufstand
teil und lebte als „Arbeiterdichter" in Berlin. Ab 1933 bekannte
er sich zum Nationalsozialismus, schrieb zahlreiche Reise- und
Trivialromane und geriet schließlich in Vergessenheit.

Ganz anders Haubach: Nach 1918 wurde er Journalist und
SPD-Politiker, 1933 ging er in den Widerstand. 1945 wurde er
zusammen mit Helmuth James Graf von Moltke in Plötzensee
erhängt. An seinen drei Jahrzehnte zuvor verfassten Kriegsbriefen
fasziniert das Zusammenspiel romantischer Natur- und realistischer
Kriegsschilderungen:

Ein weites, süßes Land, Berge und Wälder wie geballte Wolken,
Täler und Tälchen eng und grundlos tief, von verzauberter Stille
überdeckt, von dunklem, traurigem Licht durchschwömmen. Ein
betäubender Wald! Der Himmel ist immer von weißer Seide gewaschen
, die Sonne glänzt leise in dem sanften Blau, ihr Schein
fällt durchlöchert in großen Scheiben durch die dämmernden
Dickichte.

Die Nacht, ob Mondschein oder Regen, ist beherrscht von den
runden Konturen der Berge, die wie Pferde in endlos galoppierenden
Linien um die Horizonte rennen, ist beherrscht von dem
sausenden Klang der Wälder, von dem Glockenton des allmäch-


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