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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 212
(PDF, 98 MB)
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Stefan Woltersdorff

schickt. 1931 verfasste er den Anti-Kriegsroman Le grand trou-
peau, der ihn bekannt machte. Die Handlung spielt während
des Ersten Weltkriegs, in Südfrankreich und an der Westfront.
An beiden Orten hinterlässt der Krieg eine blutige Spur: Im
Süden werden die in den Bergen der Provence lebenden Viehherden
in mörderischen Gewaltmärschen in Schlachthöfe geführt
, um die Armee zu ernähren. Im Norden wird eben diese
Armee wie eine Viehherde ins feindliche Feuer geschickt.

Auch Arnold Zweig (1887-1968) kam bei Fleury zum Einsatz
, allerdings auf der anderen Seite: Seine Kriegserlebnisse
brachten ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, erst
nach einer Psychoanalyse stabilisierte sich sein Zustand. Seine
Erfahrungen verarbeitete er in dem Antibildungsroman Erziehung
vor Verdun (1935), der unter schwierigsten Bedingungen
entstand: 1933 musste Zweig Deutschland verlassen und ging
nach Frankreich, später nach Palästina. Erst dort konnte er
seinen Roman fertigstellen. Er erschien 1935 in den Niederlanden
, 1950 in der DDR und 1964 in der Bundesrepublik. Hier ein
Auszug:

Seit Mitte Mai stand die Schlacht. Jetzt, Mitte Juli, zerstampften
die Geschütze noch immer die Senke zwischen dem Dorf Fleury
und dem Fort Souville. Hin und her rollte dort eine Walze von
Explosionen; Rauchschwaden, giftig zu atmen, Staubwolken, pulverisierte
Erde und herumfliegende Brocken von Steinen und Mauerwerk
verdunkelten die Luft Legionen von Spitzkugeln durchpfiffen
sie, große und kleine Stahlsplitter durchsiebten sie unermüdlich
. Nachts flammte und gellte das Hinterland der Front vom
Einschlag der Geschosse; tags fieberte die Bläue vom Schnattern
der Maschinengewehre, vom Bersten der Handgranaten, vom Heulen
und Winseln verlorener Menschen. Immer wieder verwehte
dort der Sommerwind den Staub der Sturmangriffe, trocknete den
Schweifs der Stürmenden, die mit starren Augen und Kiefern aus
ihren Deckungen kletterten, entführte höhnisch das Stöhnen der
Verwundeten, den letzten Atem der Sterbenden. (A. Zweig, S. 11)

Auch Frauen spielten in der Kriegsliteratur eine wichtige Rolle,
auffallend viele im nationalen Lager. Ein Beispiel hierfür ist
Polly Maria Höfler (1907-52). Sie war später NSDAP-Mitglied,
hat sich aber nach 1945 bei ihren Lesern entschuldigt. Ihr
Roman Andre und Ursula (1937) war im Dritten Reich ein großer
Erfolg und wurde auch danach weiter aufgelegt, allerdings in
einer „bereinigten" Fassung. Die Romanhandlung beginnt
damit, dass die Ich-Erzählerin Ursula, eine deutsche Französischlehrerin
, von einem verwundeten, deutschen Soldaten


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