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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 214
(PDF, 98 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Stefan Woltersdorff

Zwei im gleichen Jahr geborene Schriftsteller werden diesen
Ort wohl nie vergessen: ein Deutscher und ein Franzose.
Jules Romains (1885-1972) war Lehrer und Schriftsteller.
Anfang 1916 erlebte er als Soldat den Angriff auf Douaumont
und verarbeitete seine Eindrücke in dem Romanzyklus Les
hommes de bonne volonte (1932-47). Dessen 15. Band heißt
Prelude ä Verdun (Vorspiel zu Verdun) und hat die Monate vor
der Schlacht zum Gegenstand, der 16. heißt Sous Verdun
(Unter Verdun) und schildert die ersten Monate der Schlacht.
In beiden Bänden geht Romains scharf mit den Verantwortlichen
ins Gericht, prangert das Versagen der militärischen
Führung und die Verlogenheit der Kriegspropaganda an.
Nach dem Krieg engagierte er sich für die deutsch-französische
Aussöhnung.

Bei dem Sturm auf das Fort wäre beinahe auch Fritz von
Unruh (1885-1970) zum Einsatz gekommen. Im Februar 1916
hatte er seinen Roman Opfergang (1919) verfasst, aus dem er
dem deutschen Kronprinzen und dessen Generalstab zwei Monate
lang vorlesen musste. General von Knobelsdorf missfielen
einige Stellen so sehr, dass er Unruh zu einem Jägerbataillon
kommandierte, das zur Eroberung von Douaumont vorgesehen
war. Doch kurz vor dem Abmarsch soll der Kronprinz den
Marschbefehl zerrissen und Unruh dadurch vielleicht vor dem
Tod gerettet haben. Erscheinen durfte das Werk dennoch erst
nach dem Krieg. Dabei war Unruh damals kein Pazifist. Hier
eine Kostprobe:

Dorfentlang wurde gekämpft Von Haus zu Haus. Hillbrand lief
letzte Sonne im Haar, durch Glutwellen brennender Straßen.
Blutschreie und Gewehrgeknalle ballten sich zu dunklen Qualmwolken
.

(...) Blau über dem Graben erschien der Feind. Mit ruhiger Hand
bediente der Vikar ein Maschinengewehr und führte den Lauf die
Kopfreihe des Angriffs entlang. Einer nach dem andern klappte
um. Kox sprengte seine Mine. Abgerissene Menschenglieder flogen
über die Kompagnie. „Weiß der Kuckkuck, können die Schufte
nicht ihre Gliedmaßen beieinander behalten", fluchte der Trommler
, als ihm ein Oberarm an die Nase schlug. Rote Stiele der Handgranaten
züngelten wie Flämmchen zwischen den Gräben. „Sie
heben die Arme hoch", Werner sprang. Auf ihn zu kam langsam
eine weiße, gespenstische Wand, daß er zurückschauderte: „Gasmasken
!" Alle hüllten die Köpfe ein; Augen und nichts als Augen.
Über sie pfiff der Hauptmann, dass es ins Wirbelmark fuhr und
die Kompagnie vorstöhnte, bis ihr der Feind in die Bajonette fei.
(Harig/Heckmann/Oberhauser, S. 144 f.)


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