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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 267
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0268
Johannes Schroth - Architekt des Späthistorismus und des Jugendstils 0(y7

merkmale des Jugendstils und der Neuromanik und nimmt in
ihren schlichten Formen bereits Tendenzen des modernen
Kirchenbaus der Zeit nach 1918 vorweg. Das Erscheinungsbild
der Kirche wird durch die monumentale Doppelturmfassade
bestimmt, die an romanische Westwerke erinnert. Der Innenraum
ist mit weiten Korbbogenge wölben ohne Gliederung gedeckt
. Nischen an den Seitenwänden des Langhauses deuten
eine dreischiffige Basilika an.

Kontroverse Diskussionen in Fachzeitschriften und Fachbüchern
führten vor 1910 dazu, dass der Jugendstil für die katholische
Kirche zumindest akzeptabel wurde. Grundsätzlich
könne jeder Stil kirchlich sein, wurde argumentiert.72 Unumstritten
war die neue Formensprache aber damit in der Erzdiözese
Freiburg keineswegs.

Dort wurde der Jugendstil erst ein Thema, als er seinen
Höhepunkt fast überschritten hatte. Johannes Schroth griff
die modernen Tendenzen erstmals beim Bau der Pfarrkirche
St. Georg in Hockenheim (1909-11) auf. Damit stand er nicht
alleine. Auch der Heidelberger Bauamtsleiter Ludwig Maier
schwankte in dieser Zeit zwischen konservativen und modernen
Tendenzen. Zwei seiner Hauptwerke seien als Beispiele genannt
. St. Bonifatius in Mannheim-Neckarstadt-Ost (1912-14)
ist ein Spätwerk des Jugendstils in geometrischen und tekto-
nisch begründeten Formen mit reduzierter Ornamentik,73
St. Martin in Tauberbischofsheim (1910-14) orientiert sich
hingegen immer noch an der Neugotik. Auch Schroth schuf in
seiner Spätphase in Ottersweier eine große Landkirche im neugotischen
Stil, die zweifellos zu seinen Hauptwerken zählt. Die
beiden Baubeamten im Kirchendienst waren mit ihren Entwürfen
nicht allein von den reaktionären Vorstellungen des
Ordinariats in Freiburg, sondern vor allem von den örtlichen
Bauherren in den jeweiligen Pfarrgemeinden abhängig. Ein
Pfarrer und Gremien mit einem moderneren Architekturverständnis
waren Voraussetzung für die Verwirklichung zeitgemäßer
Ideen. Schroth scheint in jedem Fall progressiver gewesen
zu sein als Maier und hat sich offensichtlich bereits früher
mit dem Jugendstil auseinandergesetzt. Außerdem war er im
Hinblick auf seinen Vorgesetzten in Freiburg konfliktbereiter.

Schroth beschrieb seinen Entwurf für Hockenheim 1908
folgendermaßen: „Im einfacheren Barockstil gehalten, den wir
aber dem heutigen Geschmack entsprechend noch wesentlich
vereinfachten".74 Claudia Baer-Schneider und Dörthe Jacobs
charakterisieren die Kirche als Synthese aus Tradition und Moderne
. Für die Tradition steht die Querschnittform der drei-
schiffigen Basilika, die Schroth mit einer geschwungenen und


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