Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 281
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0282
Die Offenburger Juden im Ersten Weltkrieg 1914-1918 und der „Dank des Vaterlandes

Engagement für den Krieg, so Primor, wollten sie die „endgül-
tige" Anerkennung als vollwertige Deutsche bzw. Franzosen
erlangen. In Deutschland wie in Frankreich zeigten sich Juden
kriegsbegeistert, um sich als hundertprozentige Deutsche bzw.
Franzosen zu zeigen. Diese Kriegsbegeisterung der Juden - aller
Juden, ob jung, ob alt, gebildet oder ungebildet - war eine
Sache der Emotionen für die deutsche Nation, in der sie lebten.

Zur Abwehr des Antisemitismus in Deutschland wurde im
Februar 1919 der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) gegründet
. „Der RjF sieht die Grundlage seiner Arbeit in einem
restlosen Bekenntnis zur deutschen Heimat. Er hat kein Ziel
und kein Streben außerhalb dieser deutschen Heimat und wendet
sich aufs schärfste gegen jede Bestrebung, die uns deutsche
Juden zu dieser deutschen Heimat in eine Fremdstellung bringen
will/' Der RjF hatte schnell mehr als 30000 Mitglieder, und
ihre Zahl stieg auf zeitweise etwa 55000. Er war die mitgliederstärkste
Organisation des deutschen Judentums in der Weimarer
Republik. Fast die Hälfte der überlebenden jüdischen Frontkämpfer
wurde Mitglied in den ca. 500 Ortsgruppen. Mit einem
Gedenkbuch Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der
deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen 1914-1918 erinnerte
man an die Namen aller 12000 gefallenen Juden. 1936
wurde dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten jegliche politische
Tätigkeit untersagt, und 1938 wurde er ganz aufgelöst.

Wer als jüdischer Soldat den Krieg von 1914-1918 glücklicherweise
überlebt hatte - der wurde 15 Jahre später für seinen
patriotischen Einsatz von einst bestraft. Denn Juden durften
nach der offiziellen Anschauung des Nazireiches nicht tapfer
gewesen, ja, sie durften nicht einmal für Deutschland gefallen
sein, und ihre Namen wurden aus den Verlustlisten entfernt,
die Erinnerung an sie wurde gestrichen.

Höchste Zeit also, dieses geschwärzte Kapitel in der deutschen
Geschichte auch auf lokaler Ebene zu verfolgen. Die
vorliegende Studie gilt daher der Suche nach den gefallenen,
verwundeten, vertriebenen und beleidigten Offenburger Juden
, nach ihren Biografien oder denen ihrer Verwandten.
Dabei stellt sich bald heraus: Sie wurden nicht nur durch die
Judenzählung von 1916 beleidigt, sie wurden nicht nur in den
Jahren 1933 bis 1945 verfolgt und viele von ihnen ermordet -
sie wurden sogar noch nach dem Krieg in der Bundesrepublik
auf schändliche Weise behandelt, wie die „Wiedergutma-
chungsakten" mancher jüdischer Soldaten des Ersten Weltkrieges
und ihrer Familien zeigen. Weitere Funde, viele davon zufällig
, sollen zeigen, wie vielfältig die Offenburger Juden in das
Kriegsgeschehen als Bürger einbezogen gewesen waren.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0282