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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 293
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0294
Die Offenburger Juden im Ersten Weltkrieg 1914-1918 und der „Dank des Vaterlandes"

Offenburger Jurist im Feld: Dr. Albert Levi

Die Offenburger Anwaltschaft stellte vier jüdische Soldaten
zum Heer, darunter auch Rechtsanwalt Dr. Albert Levi, der
schwer verwundet wurde: „Krieger Levi mußte wegen mehrfacher
Verwundung die Heilstätte aufsuchen, wo er sich, wie
aus dem köstlichen Humor seiner Schriftsätze hervorgeht, mit
seinem gegnerischen Kontradiktum in befriedigendem Heilprozeß
befindet. Dafür einen Extragruß vom Altoffenburger."24

„Ein längst gehegtes Sehnen ist nun erfüllt für die Angehörigen
und Freunde des Offenburger Rechtsanwaltes Albert Levi,
der am Dienstag aus der Pflege im großen Köln zur kleinen
Vaterstadt am Kinzigstrande heimkehren durfte. Noch bedarf
es langer Zeit, bis der schwerverwundete Unteroffizier der
170er seinen aufrechten Gang zur Stätte der Themis ohne die
stützenden Hölzer machen wird. Zur alten Tafelrunde im behaglichen
Wagnerhause fand der gemütliche Gesellschafter
gleich den Weg, um sich zu melden/'25

Georg Monsch, Organisator der Einquartierungskommission
Offenburg, schrieb im April 1915 in seine „Einquartie-
rungschronik":

„Unteroffizier Dr. Levi besucht heute die Kommission, um zu
zeigen, dass seine schwere Verwundung am Fuß und Rückenpolster
der Heilung entgegengehen, wenn auch das Sitzen schwierig
und das Gehen der Mithilfe von Stöcken bedarf Der urwüchsige
Humor Levis hat ihm die Heilung wesentlich zu fördern geholfen;
am meisten freute ihn, dass die frz. Kugeln ihm nichts an der
Heiratsfähigkeit beschädigten, deren er nach der Heilung und
Wiederbeginn der Anwaltstätigkeit und Heimführung seiner
heißgeliebten Gespusin ungeschwächt bedarf. Der Hochzeitstag
des treuen Liebespärchen nach so schweren Kämpfen wird allsei-
tigster Sympathie und Freude begegnen, als ein Symbol alt- und
neutestament'scher friedlicher Einigkeit und Toleranz.//26

Der Dank des Vaterlandes wurde dem Anwalt ausgesprochen:
„Unteroffizier Rechtsanwalt Levi, z.Zt. Polizei-Unteroffizier am
Reservelazarett Städtisches Krankenhaus, wurde mit dem Eisernen
Kreuz 2. Kl. ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch!"27

Aber auch diesem Kämpfer für Volk und Vaterland wurde
wenige Jahre später schlecht gedankt. In der Pogromnacht des
November 1938 musste er, der 1883 in Offenburg zur Welt gekommen
war, durch die Hauptstraße seiner Vaterstadt zum
Bahnhof marschieren, wo der Deportationszug nach Dachau
bereitstand. Er kam nach einigen Wochen wieder frei, wurde,
weil er in „privilegierter Mischehe" lebte, erst am 14.2.1945 er-


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