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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 324
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Hans Harter

Noch stellt sich der Autor den Frieden durch „Sieg erkämpft"
vor, doch übertönen jetzt die Schrecken des Kriegs, die Opfer
und Leiden, dieses Ziel. Bei dem großen Völkerhass bleibt als
Instanz nur Gott, der den Jammer beenden kann. War er anfänglich
der Garant des Siegs, so ist er jetzt der Helfer für das
dringliche Kriegsende und den Frieden zwischen den Völkern.
Unter dem alles überwölbenden Krieg, der täglich klaffende
Lücken schlug, lassen diese Verse die Zivilgesellschaft und
ihren Anspruch auf „der Heimat Glück" sichtbar werden.

Doch wurde auf sie immer mehr Druck ausgeübt, auch
durch dauernde Spendenaufrufe, etwa für das bis 1916 bestehende
Lazarett oder die „Kaisertag-Sammlung" fürs Rote
Kreuz.60 Unverbrämt wurde im März und September 1916 gefordert
, die materiellen Reserven zu opfern und Kriegsanleihen
zu zeichnen, gelockt durch hohe Zinsen und patriotische Appelle
. So sollten die Sparguthaben in die Staatskasse transferiert
werden, zur Finanzierung der horrenden Kriegskosten. Für die
4. Kriegsanleihe hieß es: „Heraus mit den silbernen Kugeln,
heraus mit all dem Geld, das nur dem Genüsse, nicht dem
Leben dient! Dem Vaterland gehört es in dieser entscheidungsvollen
Stunde! Wer zahlt, hilft mit zu Sieg und Frieden! Wer
nicht zahlt verlängert den Krieg!"61 Dieses Verlangen der
Kriegsmaschinerie animierte auch die Dichter, und Nanette
Stengel legte in Kindermund:

„Soll's Friede sei ufdere Welt,
No brückt de Kaiser üser Geld."62

Dafür zeichnete auch die Schiltacher Schule 4100 Mark, doch
gab es noch Zeitgenossen, die ihr Erspartes lieber horteten.
Als einem Lehengerichter ein größerer Geldbetrag, darunter
90 Mark in Gold, gestohlen wurde, kommentierte die Zeitung:
„Letzterer Umstand hat besonders die Schadenfreude der Mitwelt
erregt."63 In großem Stil wurde für die 5. Anleihe geworben
: Der Gemeinderat lud zu einem Abend mit einem Reichsbankvorstand
ein. Er schilderte „die großen Vorteile, welche
die Anlage des Geldes in der Kriegsanleihe hat und ermahnte
die Anwesenden, ihre patriotische Pflicht zu erfüllen". In einer
bisher nicht erlebten Kampagne sah man Anzeigen: „Jede gezeichnete
Mark arbeitet für den Sieg! Jede verweigerte Mark
stärkt den Feind!"64 In der Zeitung erschienen die Beträge: Gemeinde
Lehengericht 4000 Mark, Volksschule Hinterlehengericht
200 Mark, Stadtgemeinde Schiltach 20000 Mark. Bei der
Sparkasse wurden Anleihen für 171000 Mark, bei der Post für
18000 Mark gezeichnet.65


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