Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 360
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360 Gernot Joerger

fen, denn unsere Kompanie stößt weiter vor. Nun erblicken wir
im weiten Umkreis brennende Gehöfte und Dörfer. ... Wir
müssen mühsam über Äcker vorrücken und sind darüber wütend
, dass wir die weniger anstrengende nahe Chaussee der
nachstoßenden Artillerie überlassen müssen. Die Geschütze
protzen auf der Straße ab und funken den Russen nach. Wir
zucken hin und wieder ordentlich zusammen. Am Abend nähern
wir uns dem brennenden Stallupönnen. Auf den Feldern
links und rechts der Straße irren herrenlose Fohlen und herrenloses
Jungvieh herum. Die „Zweite" nimmt sich zwei Kälber
mit, die der Feldküche zu gute kommen sollen. In der Stadt
werden, so wird erzählt, noch Russen geschnappt, die zu den
Brandkommandos gehört haben sollen. Major Seiler lässt ein
paar von ihnen erschießen. Sein Ausspruch: „Die Letzten beißen
die Hunde!" Ist das der Krieg?

Kampf gegen russische Soldaten

11. Februar 1915. Marschieren, marschieren, den ganzen Tag.
Unsere Feldküche ist nirgends zu erblicken. Es ist bitterkalt, die
Flüssigkeit in der Feldflasche gefriert. Am Abend am Rande
eines Dorfes. Kompanie um Kompanie rückt in Quartiere ein.
Wir stehen immer noch. Endlich landen wir in einem Strohschuppen
. Noch keine Feldküche. In der Nacht geht die Parole
um, die eiserne Portion dürfe angebrochen werden. Wir haben
ohnedies schon das Zwiebacksäckle angebrochen. Dann wird
die Parole widerrufen. Nachts wird mir mit einem Mal so kalt.
Kein Wunder: ich bin auf Schnee gelegen.

12. Februar. Wieder geht es weiter, endlos, mit hungrigem
Magen, durstig. Die Darmerkrankungen nehmen zu. Unser
„Alter" ist rücksichtslos. Der reitet auf die „Ausgetretenen" zu.
Die haben keine Zeit, sich den Hintern zu putzen, geschweige
denn, die Hosen wieder zuzuknüpfen, was ohnedies bei dem
schlecht aufzuknöpfenden Mantel, Koppel und Patronentaschen
und steifen Fingern eine schwierige Angelegenheit ist.
Und der Alte treibt die armen Kerle auf seinem Fuchs sitzend,
die lederne Reitpeitsche drohend schwingend im Laufschritt
wieder ins Glied. Der trug den Namen „Teuffei" nicht umsonst.
Gegen Abend kurzes Gefecht, danach miserables Quartier. Von
Verpflegung und Feldküche keine Spur.

13. Februar. Durch die Rominter Heide19. Das Marschieren
nimmt kein Ende. Hunger und Durst. Mancher zieht sich vor
lauter Durst eine Hand voll mit Schnee von einem Kiefernast.
Der „Alte" darf das allerdings nicht sehen, sonst ist richtig der
Teufel los.


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