Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 368
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368 Gernot Joerger

Unser „Alter" stirbt im Nahkampf durch einen Bayonettstich
im Graben

Unser Alter, der Oberleutnant Freiherr von Teuffei fiel im Kampf
durch einen russischen Bajonettstich. Ein Kamerad aus der Zweiten
, König hieß er, sprang auf den Grabenrand und haute mit
seinem Gewehrkolben auf die Russen ein. Dieser König war ein
schmächtiger, ja rappeldürrer Kerl, dem kein Mensch so etwas
zugetraut hätte. Der Russe wurde wieder aus der Stellung hinausgeworfen
. Einige Verluste hat es natürlich gegeben. Dadurch
dass der Alte gefallen war, kam unser Zugführer auch um den
Anpfiff, weil er mit seinem Haufen beim Einsetzen des Angriffs
abhaute. Nach einigen Stunden Ruhe ging dann diese endlose
Marschiererei wieder los. Wieder südwärts. Das Wetter ist einigermaßen
passabel. Es ist mir inzwischen auch gelungen, etwas
Schokolade zu bekommen, einmal auch einen Wasserkakao.
Sogar ein paar Unterhosen habe ich wieder. Die Welt sieht trotz
Krieg wieder etwas freundlicher aus. Auf unserem Marsch nach
Süden, Abschnitt Ostroleka, kommen wir über Kolno.

Mitte März. Das Wetter ist wieder unfreundlicher geworden.

15. März. Major Seiler verabschiedet sich von uns und erklärt
, er müsse uns kompanieweise an andere Einheiten zur
Verstärkung abgeben, weil hier mit russischen Angriffen zu
rechnen sei.

Viele Opfer

16. März: Die Zweite kommt zunächst als Reserve in ein Wäldchen
, das von Artillerie belegt ist. Sie ist alarmbereit zu halten.
Die Artilleristen sind nette Kerle. Da wir nun schon seit sechs
Wochen keine Haarschere und Rasiermesser mehr gesehen
haben, ist beim Batteriefriseur großer Andrang. Der arbeitet
zunächst nur mit seiner Haarschneidemaschine: Er macht
Halbmillimeter-Schnitte und beseitigt unsere angehenden
Vollbärte. Gerade soll ich als nächstes Opfer unter das Schermesser
können, da: Alarm! Ich soll wohl meinen Vollbart nicht
loswerden. Die Kompanie steht rasch. Rasch wird uns das Nötigste
gesagt. Weiter vorn greift der Russe wieder an. Die Kompanie
muss in Reihen rechtsum aufgelockert über einen zugefrorenen
Sumpfweg vorrücken, auf ein Wäldchen zu, in dem
das hier so übliche russische Panjehaus, ein aus gehauenen
Baumstämmen erstelltes Haus und ein Nebengebäude, wohl
Stall und Scheune, zu sehen sind. Die Russen legen ein gemeines
Infanterie- und MG-Feuer hin. Schon beim Vorgehen gibt
es dadurch Verluste. Wir dringen in das Wäldchen ein und
sehen dann schon so einiges von der Bescherung. Viele der


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