http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0414
413
„Wenigstens etwas Zeitbildliches"
Autobiografien aus der Ortenau
Johannes Werner
Bei einiger Reflexion (...) fiel mir auf, was man
für ein interessantes Werk zusammenschreiben könnte,
wenn man das, was man erlebt hat, mit der Übersicht,
die einem die Jahre geben, mit gutem Humor aufzeichnete.
Goethe an Schiller, 19.1.1802
Wir sind hier in Hornberg, und damit am rechten Ort: an
einem literarischen. Bruno von Hornberg, der im 13. Jahrhundert
auf der Burg über der Stadt saß, hat ihren Namen zusammen
mit seinem eigenen in die Literaturgeschichte eingeführt.
Und er, der Minnesänger, der vier Lieder hinterließ, hat das, was
Minne meinte, auf unvergleichliche Weise in Worte gefasst:
Miner frouwen minnestricke
Hänt gebunden mir den Up,
unde ir liebten ougen blicke.
Ach genäde, ein soelic wip,
du hilf mir von minen sorgen,
die min herze hat verborgen;
al die swoere min vertrip!1
Und seinen Worten entspricht das Bild, das sich die sogenannte
Manessische Liederhandschrift von ihm machte (und
das an der Außenwand des hiesigen Rathauses angebracht ist).2
Doch seine Klage über die Kälte der Geliebten beginnt
Bruno mit einer Klage über die Kälte, die das Ende des Jahres
mit sich bringt:
Loup gras bluomen vogel singen
klage ich und den grüenen kle,
die der winter will getwingen
und darzuo der kalte sne?
„Festvortrag" des Verf. bei der Jahresversammlung des Historischen Vereins
für Mittelbaden e.V. am 13. Oktober 2013 in Hornberg; für den
Druck leicht gekürzt.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0414