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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 415
(PDF, 98 MB)
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Autobiografien aus der Ortenau

nannte. Was in ihr, im wahren Wortsinn, zu Buche schlägt, ist
nicht die Erfindung, sondern die Erfahrung, die Erinnerung.
Und der, der sie festhält, erinnert sich nicht nur an sich selber,
sondern zugleich an die Welt, aus der er kam und die ihn
formte, ob er es wollte oder nicht. In diesem Sinne möchte ich
mit Ihnen einen Blick, aber immer nur einen ganz kurzen, auf
acht Autobiografien werfen, die von Autoren geschrieben wurden
, die ihrerseits in der Ortenau geboren wurden, und zwar
allesamt im 19. Jahrhundert.

Am Anfang steht Alban Stolz, der 1808 als 16. und letztes Kind
eines Apothekers in Bühl geboren wurde. Über seine Kindheitsund
Jugendjahre hat er nur recht wenig berichtet, um so mehr
dagegen über seinen Weg zum Priestertum und über das, was
er als junger Priester erlebte.

In der Schule von Neusatzeck, einem Filial im höheren Gebirge,
waren übrigens die Kinder von der Welt so abgeschlossen, daß sie
den Namen Pferd eher nicht verstanden, bis ich durch anschauliche
Beschreibung sie auf die Entdeckung brachte, dieß Thier
müsse ein Roß sein. Deßgleichen war ihnen das Wort Schmetterling
gänzlich unbekannt, und nicht ohne Mühe fanden sie aus
meiner Beschreibung, daß dieses geflügelte Wesen ein Pfiffholder
sei. (...) Ein kranker Mann, den ich einmal fragte, ob er denn gar
nichts von Christus wisse, erwiederte mir: er wisse nichts von
ihm, als daß er einmal für uns in einen Apfel gebissen habe. Ein
anderer alter Mann, dem ich die Communion brachte und dem
ich schon vor einigen Wochen sagen mußte, wer im heiligen
Abendmahl zu ihm komme, gab mir zweifelnd und halb fragend
zur Antwort: „Der hl. Joseph?"9

Dies ist ein Beispiel nicht nur von vielen, sondern von unzähligen
für das, was man aus solchen Erinnerungen erfährt, und
was ohne sie verloren und vergessen wäre; für das, was wir inzwischen
weit hinter uns und weit unter uns gelassen haben.
Ich werde in der Folge jeweils nur ein solches Beispiel aufleuchten
lassen, oder aber jeweils nur eine einzige Rosine herausklauben
, in der Hoffnung, Ihnen Appetit auf den ganzen Kuchen
zu machen.

Noch ein Zitat von Alban Stolz: „Ein eigenthümliches
Heimweh, das viele Menschen, zumal auch gebildete Personen,
bisweilen bekommen, besteht in der Sehnsucht nach ihren
Jugendjahren oder ihrer Kindheit. Die lebhafte Erinnerung
daran kann ihnen wehmüthige, selbst bittere Thränen auspressen
/'10


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