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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 457
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Abnoba

Im Dictionnaire de la langue gauloise wird *abona, abu- mit
Fluss übersetzt/1 im Etymological Dictionary of Proto-Celtic
*abon- ebenfalls mit Fluss gleichgesetzt.72

Bläzek und Sefcik73 beschreiben im neuesten Artikel der
Sprachforschung auch nochmals die alten Erwähnungen und
Spekulationen (z.B. Holder 1896: Flusswald) und die Begründung
für die substantivische Herleitung aus einem altkeltischen
*abö für Fluss. Das Suffix ordnen sie dem Instrumentalis
Plural und damit einer Form *abn(o)bho zu. Das lateinische mons
Abnobae/Abnobe dürfte somit eine Adaption des keltischen
*monijos abnobi für Berge reich an Flüssen74" gewesen sein. Sie
schlussfolgern, dass Gebirge nicht nur mit den Eigenschaften
des Gebirges charakterisiert werden, sondern auch als Quellgebiet
von wichtigen Flüssen, im Falle von Abnoba mit den Oberläufen
des für das Alte Europa größten bekannten Stromes, die
Donau.

Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, dass
die linguistische Deutung von Abnoba sich nur auf die Ortsbezeichnung
Mons abnobae bezieht und die Göttin Abnoba ausklammert
. Steigen wir also noch ein bisschen tiefer in die Linguistik
ein.

„Für das Konzept Wasser ist im Protoindogermanischen -
wie auch für Feuer und evtl. einige andere Naturphänomene -
eine semantische Differenzierung zwischen unbelebter Substanz
und belebtem Wesen anzusetzen".75 So ist für den Begriff
Wasser ein neutrales Nomen zur Bezeichnung der Substanz
Wasser belegt (protoindogermanisch *wod-r/*uden, protokel-
tisch *ud-es-kyo, altirisch uisce, deutsch Wasser)76, 77. Für das
altindoeuropäische Wort *ab- oder äp- nimmt man an, dass es
die Wasser bedeutete, die als handelnde Wesen und daher als
natürliche Kräfte mit religiösem Charakter angesehen wurden
.78 Der Begriff Abnoba hatte also nicht nur einfach mit Flüssen
zu tun, sondern mit den spirituellen Kräften des Wassers.
Nimmt es uns Wunder, dass die Kelten den Quellen der Donau,
des Flusses, den die indoeuropäischen Auswanderer aus ihrem
Ursprungsgebiet aufwärts gewandert waren, eine religiöse Bedeutung
beimaßen?

Noch zwei weitere Göttinnen tragen dieselbe Wortwurzel
*ab-. In Portugal wurde eine Inschrift der Abna in Santo Trison
entdeckt wurde, in Österreich in St. Peter in Holz hat ein Mann
mit keltischem Namen Albanus die Abiona gewürdigt.79

Am bekanntesten aber ist Abano, das wegen seiner heißen
Mineralquellen (Abano Terme) auch aus dem Schwarzwald viel
besucht wird. Dahinter steckt der alte venetische Gott Aponus
der Heilquellen. Den Römern waren die Thermalquellen als


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