Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 470
(PDF, 98 MB)
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470 Eugen Hillenbrand

r

Abb. 3: Titelblatt
der Margarita
philosophica
des Gregor Reisch,
1503

Inmitten eines geschlossenen
Kreises hält die geflügelte und mit
einer Krone geschmückte Philosophie
schützend die Arme über sieben
schöne Frauen als Personifikationen
der sieben freien Künste mit
deren geläufigen Attributen: Die
drei sprachlichen Fächer Grammatik
, Rhetorik und Logik des Trivium
und die vier naturwissenschaftlich
-mathematischen Fächer Arithmetik
, Musik, Geometrie und Astronomie
des Quadrivium. Außerhalb
des Kreises (in den unteren
Ecken) vertreten Aristoteles die
Philosophia naturalis und Seneca die
Philosophia moralis. Über dem Kreis
verkörpern die vier großen Kirchenlehrer
die Philosophia divina:
Augustin, Gregor der Große, Hieronymus
und Ambrosius.

Es ist das seit Isidor von Sevilla
(570-636) geläufige Bildungsprogramm
des Mittelalters. Nach ihm
gliederte Gregor Reisch sein Lehrbuch in zwölf Bücher: Buch I-
VII die Artes liberales, Buch VIII-IX die Naturkunde, die im
Wesentlichen auf den Lehren des Aristoteles gründete, Buch X-
XI die Seelenlehre, Buch XII die Ethik. In dieses mächtige, tief in
der Tradition verwurzelte Ordnungsmodell menschlichen Wissens
führte Reisch seine Schüler ein. Er lehrte sie, dass ein Wissen
nicht einfach da ist, sondern aufgenommen, neu durchdacht
und weitergegeben werden muss. Dieses Prinzip galt für
ihn nicht nur in den sieben freien Künsten, sondern auch in den
höheren Disziplinen der Philosophie (Moralphilosophie und
Theologie). Die dafür angemessene Form fand er im Dialog zwischen
Lehrer und Schüler. In der Einleitung zum 8. Buch über
den Rang der Naturwissenschaften eröffnet der Schüler das Gespräch
folgendermaßen: „Ich erinnere mich, von dir schon gehört
zu haben, dass die freien Künste nicht um ihrer selbst willen
zu lernen sind, sondern als ein Grundwissen zur Erkenntnis
der Natur und der höheren Stufen der Philosophie/' Der Lehrer
bestätigt es: „Die Naturwissenschaft darf selbstverständlich von
keinem gebildeten Menschen vernachlässigt werden/' Und er
verweist auf den reichen Wissensschatz, „den die indischen,
arabischen, ägyptischen, griechischen und lateinischen Lehrer


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