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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 473
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Das Bildungsangebot in der Schulstadt Offenburg - vor 500 Jahren A~7 "2

führen sie die Schüler hin zu den Dichtern, Rednern und
Geschichtsschreibern", die ihnen „in reichem Maße Muster
sprachlicher Gewandtheit anbieten".

Als 1501 der Straßburger Drucker Johannes Schott, wohl auf
Wimpfelings Drängen, ein Werk des etwa gleichaltrigen Ordensmannes
Baptista Mantuanus, den man den „christlichen
Vergil" nannte, nachdruckte, fügte der Elsässer Pädagoge ein
Nachwort bei, in dem er sich direkt an die studierende Jugend
Deutschlands wandte.13 Sie möge den neuen Sprachstil üben,
damit endlich seine Klage überflüssig wird: „Wir, die Deutschen
, werden wegen unserer literarischen Unbildung als Barbaren
abgetan. Um das in Zukunft zu vermeiden, wählt gute
und gebildete Lehrer, die lateinkundig sind, die Rede- und
Dichtkunst beherrschen und ein nützliches Fundament legen,
um die wahre Philosophie, die Ethik, die Theologie und die
Gesetze zu erfassen." Der Lehrer hat nicht nur einen Lehrauftrag
, sondern auch einen Erziehungsauftrag.

Eine Sammlung von Texten, die Wimpfeling für vorbildlich
hielt, reichte er 1505 in einer neuen Schrift nach. Sie wandte
sich nicht nur an die Lehrer, sondern vor allem an die Schüler
selbst. Deshalb auch der Titel: Adolescentia (Jugend).14 Er bot
ihnen eine reiche Auswahl von Texten antiker, patristischer,
mittelalterlicher und humanistischer Autoren bis zur unmittelbaren
Gegenwart, verbunden durch eigene Zwischentexte. Alle
reflektieren sie in einer offenen, eher assoziativen Form Grundsätze
einer guten Bildung und Erziehung. Die Resonanz war
überwältigend. Nicht weniger als sieben weitere Editionen
folgten bis 1515. Und schon dem ersten Nachdruck von 1505
waren eine ganze Reihe von „Ergänzungen" beigefügt. Selbstverständlich
verwendete Sopher dieses Unterrichtswerk in seiner
pädagogischen Arbeit.

Die Offenburger Lateinschule am Ende des Mittelalters

Was für eine Schule hat Sopher in Offenburg angetroffen? Die
Frage ist kaum zu beantworten. Denn es lassen sich gerade mal
drei Zeugnisse finden, die hier eine Schule vor 1500 belegen. In
zwei Urkunden von 1275 und 1351 wird jeweils ein rector puero-
rum erwähnt, aber über dessen Stellung und Aufgabenbereich
erfahren wir nichts und infolgedessen auch nichts über die
Rechtsstruktur einer solchen Bildungsinstitution. (Es könnte
sich bei den genannten Lehrern auch um freischaffende Schreibund
Rechenmeister gehandelt haben, die in ihrer Privatwohnung
Unterricht erteilten, wie es etwa die beiden bekannten
Werbetafeln aus Basel von 1516 zum Ausdruck bringen.)


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