Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 475
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Das Bildungsangebot in der Schulstadt Offenburg - vor 500 Jahren 47S

sophica werden hier die Wissenschaften in ihren bedeutendsten
Vertretern vorgestellt: Im unteren Stockwerk lehrt der römische
Grammatiker Donatus mit der Rute in der Hand die
elementaren Regeln der Sprache und Syntax. Ein Stockwerk
höher verfeinert der römische Autor Priscianus das Instrument
der Sprache durch Zitate klassischer Autoren. Beide Werke blieben
das ganze Mittelalter hindurch maßgebliche Lehrbücher
der lateinischen Sprache. Auf diesem Unterbau ruhen die
schlankeren Turmgeschosse, aus deren Öffnungen die großen
Vertreter der anderen freien Künste grüßen: Aristoteles für die
Logik, Cicero für die Rhetorik und Poesie, Boethius für die
Arithmetik, Pythagoras für die Musik, Euklid für Geometrie
und Ptolomaeus für Astronomie. Damit wäre eigentlich das
Bild der sieben freien Künste im Lehrplan abgeschlossen. Aber
Reisch lenkt den Blick seiner Studenten in weitere Bereiche des
menschlichen Wissens. Denn im obersten Geschoss erscheinen
der Philosoph Aristoteles als Repräsentant der Natur- und
Seelenlehre und Seneca als Repräsentant der Ethik. Ganz oben
auf den Zinnen thront Petrus Lombardus, dessen Sentenzenbücher
aus der Mitte des 12. Jahrhunderts eine systematische
Darstellung der Theologie und Metaphysik zu geben versuchen
.

Diesem großen abendländischen Bildungsprogramm war
Gervasius Sopher verpflichtet. Die Grundlagen dazu hatte er an
seiner Offenburger Schule zu vermitteln. Er lehrte sozusagen in
den zwei Schulräumen des Donat und Priscian. Sie waren auch
längst schon in Offenburg eingerichtet, ganz in der Nähe der
Pfarrkirche. Dafür gab es einen triftigen Grund. Die Arbeit des
Lehrers endete, wie oben schon zu 1424 angedeutet, nicht in
der Schule, sondern umfasste auch den Chordienst in der Pfarrkirche
. Sopher hatte nicht nur die Aufgabe, der schul und
schuler trewlich und flisslich zewarten, sondern auch dafür zu
sorgen, das im c hör loblich, erlich geregiert, gesungen und in allen
züchten gehalten und die kind und knaben gutlich, tugentlich gelert,
nit misshandelt, unzymlich geschlagen, gestossen und geworffen,
sondern zuchtiglich und frundlich underwysen werden. Dazu verpflichtete
er sich zwar erst in dem Vertrag, den er im März 1517
mit dem Rat der Stadt Freiburg abschloss. Damit endete seine
Lehrtätigkeit in Offenburg, aber die Erfahrungen, die er auf
seiner ersten Schulleiterstelle sammeln konnte, dürften ihm
sicherlich in den Verhandlungen mit dem neuen Schulherrn
hilfreich gewesen.

Besonders naheliegend ist dieser Schluss bei seiner Schulordnung
von 1518. Er widmete seine Leges et ordinaciones litte-
ratorii ludi (Gesetze und Anordnungen für den Schulunterricht)


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