Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 521
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Geräusche und Rufe als geschichtliche Gegebenheiten

rumpelndes Geräusch. Geräuschlos arbeitete auch das Butter-
fass keineswegs, daher sein Beiname „Rumpelfass". In der
Stube, auch in der „hinteren Stube" bei der Großmutter, war
den Winter hindurch (bis zum Februar, „an Lichtmess Spinnen
vergess!") das Schnurren des Spinnrads zu hören.

Die Arbeit des Dorfschmieds, sein Schlag mit dem Hammer
auf den Amboss: Tempi passati. Selten sind die Mühlen geworden
. Die vorhandenen klappern nur noch am Pfingstmontag,
dem „Mühlentag", dann aber interessieren sich viele für die
alte Technik.

Bei der Technik sind wir ohnehin längst. Der Takt der
Dampflokomotive ist die große Ausnahme geworden. Zieht
aber doch wieder einmal eine Dampflok ihre Wagen, wahrhaft
im „Zug" den Schwarzwald hinauf, so ist es eine Riesenattraktion
. Die moderne Lokomotive schnaubt und keucht nicht
mehr, sie nimmt die Steigung leicht, so leicht, dass man schon
aus geringer Entfernung kaum feststellen kann, ob der Zug
bergwärts oder talwärts fährt. Das Pfeifen der Lokomotive bei
der Einfahrt ins Tunell ist vergessen, vom „Abschlagen" des
Zuges (Ankündigung der Durchfahrt eines Zuges mittels einer
Glocke bei einer Blockstelle) weiß kaum noch die ältere Generation
. Vielen Bahnreisenden indessen scheint schon die Stille
in den Waggons unerträglich, sodass sie sich Musik liefernde
Stöpsel in die Ohren stecken, sehr zum „Entzücken" der Ohrenärzte
. Im Bahnabteil kommt dann sogar der Mitreisende in
den „Genuss" solcher Klänge. Vom Fluglärm, vollends in Flugplatznähe
, soll hier ausnahmsweise keine Rede sein. Dafür
muss zur Sprache kommen, was heute an vielen Orten, nicht
nur an Orten mit Fremdenverkehr, als Ruhestörung gilt, das
Schlagen der Turmuhren und, vor allem, das Läuten der Kirchenglocken
.

Zwar läuten Glocken heute seltener als noch vor einem oder
zwei Menschenaltern, aber bei bestimmten Anlässen sind sie
immer noch unverzichtbar. Vor dem Gottesdienst war es
Brauch, dreimal mit verschiedenen Glocken zu läuten, wofür
auch die Mundart ihre eigenen Ausdrücke hatte; „S'erscht",
„s'ander", „s'zemmelidde", das erste Mal eine halbe Stunde vor
Beginn. Es bleiben auch die „silbernen" Glöcklein auf den Dächern
mancher Höfe und Hofkapellen. Sie läuten am Mittag
um 11 oder um 12 Uhr, und sie läuten am Abend, im Winter
früher, im Sommer später, in der Dämmerung. Wenn du auf
dem Kreuzacker (in Gremmelsbach) stehst und den „Angelus"
erst vom Kapellchen im Oberrötenbach hörst, dann die Hofglocke
vom untersten Hof in Althornberg, so fühlst du dich
über den Zeiten. Nur noch aus Erzählungen weiß man, dass die


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