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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 561
(PDF, 98 MB)
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Forum ^61

Erinnerung an einen Freund, der auch Germanist war:
Walter Ernst Schäfer

Itolo Michele Bottoforono

Walter Ernst Schäfer, geboren am 29. Dezember 1928 und gestorben am
1. Januar 2014 in Karlsruhe, promovierte 1957 in Bonn mit einer Dissertation
über Die sogenannten „heroisch-galanten" Romane Grimmelshausens
und war von 1973 bis zum Ruhestand Professor für Literaturwissenschaft
und Literaturdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch
Gmünd; danach war er in Baden-Baden ansässig.

Seine Forschungsinteressen galten der Barockliteratur, vorwiegend
Grimmelshausen und Johann Michael Moscherosch, sowie der elsässi-
schen und badischen Literatur (Gottlieb Konrad Pfeffel, Jesajas Rompier
von Löwenhalt, Quirin Moscherosch, Franz Karl Grieshaber, Wolfhart
Spangenberg); er war außerdem Verfasser einer beachtlichen Reihe von
Publikationen zu Gattungsfragen, speziell zur Satire und Anekdote/Anti-
anekdote sowie zur Literaturdidaktik.

Schäfers Forschungsergebnisse basieren auf einer gründlichen
Kenntnis der Texte und des kulturgeschichtlichen Kontexts derselben,
zu dessen Erforschung er in deutschen und französischen Archiven
systematisch arbeitete und Neues ans Licht brachte. Das Durchwühlen
von französischen Archiven im Straßburger Raum vonseiten eines Forschers
von jenseits des Rheins war in der Nachkriegszeit nicht so selbstverständlich
wie heute und auch nicht immer leicht, wie er mir einmal
erzählte, denn am linksseitigen Oberrhein hegte man den Deutschen
gegenüber Ressentiments, was in seinem Fall allerdings völlig unbegründet
war.

Walter Ernst Schäfer hatte noch während des Studiums der Germanistik
, Romanistik und Geschichte als einer der ersten deutschen Studenten
nach dem Krieg ein einjähriges Stipendium für die Universität
Aix-en-Provence bekommen.

Er war gerade 16 geworden, als er im Januar 1945 eingezogen und an
die Ostfront geschickt wurde. Die meisten seines Jahrgangs kamen aus
dem Krieg nicht mehr zurück, andere gerieten in sowjetische Gefangenschaft
und blieben dort mehrere Jahre nach 1945. Ihm gelang die Rückkehr
, wenn auch ohne den rechten Arm.

Der Neuanfang bis zum Abitur und das Studium waren für ihn um
ein Quantum mehr anstrengend, da er lernen musste, mit der linken
Hand zu schreiben. Die Monate in Uniform hatten aber auch sein Denken
und Fühlen entscheidend geprägt. Fortan reagierte er auf Ideologien
und Parteidisziplin, auf Anpassungsdenken und loci communes, auf die
Ruhe als erste Bürgerpflicht geradezu allergisch. Denken, Forschen und
Lehren waren daher bei ihm von Freiheit und Selbstständigkeit bestimmt
, die Beziehungen zu den Kollegen und Freunden von Offenheit
geprägt.

Im Gespräch mit ihm war kein Thema tabu, keine Frage unpassend,
keine Stellungnahme unerlaubt. Er vertrat offen das, was man die Ethik


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