Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 562
(PDF, 98 MB)
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Forum

des Wissenschaftlers nennen kann: Jeder Forscher hat sich demnach
stets um die fachlich korrekte Beweisführung seiner Thesen zu bemühen,
niemals sollte er sich scheuen, Korrekturen oder Revisionen vorzunehmen
, wenn neue Fakten Altes teilweise fragwürdig erscheinen lassen,
noch weniger darf er sich von Eitelkeit und Egomanie infizieren lassen.

Mir, dem etwa zwei Jahrzehnte Jüngeren, riet er schon früh an, mich
niemals in persönliche Forschungskontroversen verwickeln zu lassen,
denn das Objekt sei wichtiger als unsere Anerkennung. Und wenn irgendwann
die Forschungskonstellation an einer Universität ungünstig
sei oder zu werden drohe, sollte man, meinte er, besser weggehen. Das
schien mir damals, zu Beginn der 1980er Jahre, am Rande einer Tagung
am Oberrhein, ein wenig zu lutherisch, hatte aber einen eindeutigen
biografischen Hintergrund, denn er selbst war von Bonn nach Freiburg
gegangen, als er einsah, dass Forschungen über Astrologie bei Grimmelshausen
nicht seinen Interessen entsprachen. Ihn, dem Badener
Skeptiker, zog die Satire mehr an als die Sterne am barocken Himmel.

Sowohl bei Tagungen als auch bei Privatgesprächen und im Briefverkehr
argumentierte er ruhig, wurde nie polemisch, provozierte grundsätzlich
nicht. Er war in jeder Hinsicht ein angenehmer Gesprächspartner
, auch wenn es sich um Detailfragen handelte. Mir gegenüber war er
besonders wohlwollend gesinnt, seine Hilfsbereitschaft in Forschungsfragen
war eine große Stütze, wenn z.B. bibliografische Probleme um
Grimmelshausen auftauchten. Er wurde recht bald zum Freund und
schrieb mir regelmäßig Briefe, am Anfang noch per Hand, dann mit der
Maschine, in denen der Wissenschaftler und der politisch interessierte
Mann zugleich hervortraten.

Seine Generosität war einmalig und entwaffnend. Er schickte mir
bibliografische Hinweise auf Editionen und Forschungen zu Grimmelshausen
, die ich nicht kannte, einmal die von Engelbert Hegaur herausgegebene
Kalenderausgabe von 1925 oder eine seltene Volksausgabe des
Simplicissimus, die meiner Frau und mir bei der Neuausgabe der Grim-
melshausen-Bibliografie hätte helfen können. Als der Druck derselben
im Frühjahr 2012 endlich bevorstand, hat er sich kontinuierlich informiert
, wie das Unternehmen fortginge, gab uns mehrere Adressen von
möglichen Sponsoren aus dem Badener Land, die den Druck womöglich
hätten unterstützen können. Es war ein Zeichen nicht nur seiner
Freundschaft, sondern auch ein Ausdruck seines Vertrauens in unser
bibliografisches Abenteuer um den größten Barockerzähler am Oberrhein
.

Einmal, am Rande des großen Grimmelshausen-Kongresses in Münster
im Frühling 1976 anlässlich der 300. Wiederkehr vom Todesjahr des
Simplicissimus-Dichters, bei dem wir uns kennenlernten, offenbarte er
mir, als ich ihm sagte, dass ich in den 1960er Jahren Germanistik an der
Universität Bari studiert hatte, dass er dort 1962 beinahe Lektor für
Deutsch im Auftrag vom Deutschen Akademischen Austauschdienst
(DAAD) geworden wäre, wenn sich nicht plötzlich die Gelegenheit ergeben
hätte, nach Marseille zu gehen, nachdem er schon die Auswahl
Bari angenommen hatte. Daher hat er vielleicht mit besonderem Wohlwollen
meine germanistischen Anfänge verfolgt, kontinuierlich Publi-


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