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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 93
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Erschreckliche warhafftige Newe Zeitung" - Flugschriften und ihre Bedeutung für die Hexenprozesse

und erschien bis 1669 in weiteren 28 Auflagen. Es wurde freilich
nicht in die Volkssprache übersetzt, und so blieb der Kreis
der potenziellen Leser von vornherein auf die Gebildeten, Lateinkundigen
beschränkt.8 Der Hexenhammer war nicht das
erste Lehrbuch seiner Art und blieb auch nicht das letzte. Auf
dem Höhepunkt der Hexenprozesse erschienen weitere solcher
Bücher, die bekanntesten waren De la Demonomanie des Sorciers
des französischen Staatsrechtlers Jean Bodin (1580), der Tracta-
tus de confessionibus maleflcorum et sagarum des Trierer Weihbischofs
Peter Binsfeld (1589) und die Disquisitionum magicarum
libri VI des Jesuiten Martin Delrio (1599). Für die konkrete Gerichtspraxis
der Hexenrichter waren die letztgenannten Titel
wohl einflussreicher als der oftmals sehr theoretische, umständlich
und verworren argumentierende Hexenhammer. Im
Ganzen betrachtet dürfte allerdings „der Einfluß dämonologi-
scher Literatur auf die Prozeßpraxis ... viel bescheidener gewesen
sein, als man das oft angenommen hat"9, wie ein moderner
Historiker wohl zu Recht urteilt.

Von kaum zu überbietender Bedeutung für die Ausbreitung
der Hexenlehre und das Aufflackern immer neuer Prozesse
waren hingegen die vielen volkstümlichen Flugschriften. Bereits
der Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, hatte neben
dickleibigen Folianten auch Flugblätter (das heißt Einblattdrucke
) produziert. In der Folgezeit avancierten diese - beziehungsweise
die wenige Seiten umfassenden Flugschriften - zu
einem wichtigen Medium der Nachrichtenverbreitung in der
Frühen Neuzeit.

Der Name Flugblatt beziehungsweise Flugschrift bezieht
sich wahrscheinlich auf die schnelle Verbreitung - „wie im
Flug". Eine exakte Definition dieser Druckerzeugnisse ist
schwierig, jedenfalls waren es unregelmäßig erscheinende,
polyfunktionale und auf Aktualität setzende Medien.10 „Thematisch
behandelten sie ein recht weites Spektrum, das sich
jedoch auf eine Gemeinsamkeit bringen lässt: Die Themen
mussten sich auf einen bildlichen Höhepunkt verdichten lassen
. Deshalb waren ungewöhnliche Himmelserscheinungen,
wilde Tiere oder Missgeburten geeignete Themen"11 - und
ebenso aufsehenerregende Kriminalfälle, Mord, Raub und eben
auch Hexerei. Dem entsprachen Titel mit Begriffen wie er-
schröcklich, wundersam, unerhört oder fürchterlich. Die häufig
anzutreffende Illustrierung mit Holzschnitten machte sie zu
einem attraktiven Medium selbst für kaum lesefähige Zeitgenossen
. In einer weithin bilderarmen Umwelt dienten die beigefügten
Bilder sowohl zur Texterklärung als auch als Werbeträger
. So stellten sie eine Kombination aus Wissensvermitt-


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