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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 95
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0096
Erschreckliche warhafftige Newe Zeitung" - Flugschriften und ihre Bedeutung für die Hexenprozesse

Buchhandel, vornehmlich aber durch fahrende Händler und
Marktschreier, die ihre Flugschriften auf Straßen und (Jahr-)
Märkten, vor Kirchentüren, bei Verkaufsmessen, in Wirtshäusern
und natürlich auch direkt vor der Haustür anboten. Auch
wenn die meisten Menschen der Frühen Neuzeit Analphabeten
waren, gab es in jedem Dorf doch irgendeinen Lesekundigen,
der in der Wirtsstube oder an einem sonstigen Versammlungsort
, durch solche Flugschriften instruiert, von den Neuigkeiten
der großen oder kleinen Welt erzählen konnte. Zentrale Ereignisse
des 16. und 17. Jahrhunderts wie die Reformation, der
Bauernkrieg oder die Vorgeschichte des Dreißigjährigen Kriegs
mit ihrer Konfessionspolemik sind ohne diese Medien, für die
eine durchschnittliche Auflagenhöhe zwischen 1000 und 1500
Exemplaren anzunehmen ist,14 kaum zu verstehen.

Auch für die Verbreitung von Hexenprozessen waren solche
Druckerzeugnisse von kaum zu überbietender Bedeutung. Die
nur wenige Seiten umfassenden Flugschriften argumentierten
nicht theoretisch wie die dickleibigen Abhandlungen der Gelehrten
, sondern mit ganz konkreten, lebensnahen Beispielen:
Hier war ein Gewitter niedergegangen, für das sich eine oder
mehrere Hexen als Schuldige fanden, dort hatte die Justiz nachgewiesen
, dass es Hexen waren, die für unerklärliche Krankheiten
und Todesfälle die Verantwortung trugen ... Überdies waren
diese Flugschriften in der Volkssprache und nicht etwa in Latein
geschrieben, enthielten oftmals ansprechende Illustrationen
und formulierten ihre Nachrichten in gereimter Form, was
das Auswendiglernen erleichterte, oder waren auf bekannte
Melodien (meist von Kirchenliedern) singbar, fast wie die Moritaten
späterer Zeit. Das alles erschloss ihnen weite Leserkreise.

Ihre ursprüngliche Zweckbestimmung, sich „wie im Flug zu
verbreiten", das Weiterreichen von Hand zu Hand, das meist
billige Papier, auf dem sie gedruckt waren, und das Fehlen
eines festen Einbands führten freilich dazu, das fast sämtliche
Exemplare dieser Hexenzeitungen, wie auch anderer zeitgenössischer
Flugschriften, im Lauf der Zeit verloren gegangen sind.
Nur wenige Exemplare haben sich in Bibliotheken oder im
Antiquariatshandel erhalten. Wahrscheinlich wurden sie deshalb
von der Geschichtswissenschaft lange Zeit als Quelle
kaum wahrgenommen (allenfalls die Illustrationen).

Immerhin haben sich doch mindestens fünf solcher Hexenzeitungen
erhalten, die Bezug auf Mittelbaden, die ehemalige
Markgrafschaft Baden sowie die Ortenau und den Breisgau
nehmen. Sie sollen nachstehend dokumentiert werden; vorab
jedoch sei der Verlauf der Hexenverfolgung in diesen Gebieten
skizziert.


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