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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 99
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Erschreckliche warhafftige Newe Zeitung" - Flugschriften und ihre Bedeutung für die Hexenprozesse

Ausführlicher, aber auch etwas reißerisch, hat ein anonymer
Autor, ebenfalls noch im Jahr 1533, die Vorgänge in Schiltach
unter dem Titel Ein wunderbarlich erschrockenliche hande-
lunge geschildert.22 Dieser Flugschrift liegt die erste zugrunde
und übernimmt von ihr die wichtigsten Daten, bietet daneben
aber auch Eigenständiges, so die Erzählung von einer Teufelszeche
mit drei Hexen - dem Verfasser ist offensichtlich der kumulative
Hexereibegriff mit seiner Vorstellung vom Hexensabbat
bekannt.

Schließlich erschien, ebenfalls noch im Jahr 1533, eine
dritte Flugschrift mit dem Titel Ein erschröcklich Geschieht vom
Tewfel und einer Unholden beschehen zu Schiita bey Rottweil in der
Karwochen, MDXXXiii Jar.23 Der Einblattdruck gibt sich inhaltlich
gut informiert, zitiert aus dem Geständnis der Magd und
kennt den Tag ihrer Hinrichtung. Als Verfasser nennt sich Stef-
fan Horner aus Nürnberg, der seine Publikation nun auch mit
einer Illustration versah, einem Holzschnitt des Künstlers Erhard
Schön. Das Bild zeigt die brennende Stadt Schiltach und
die dafür bestrafte, ebenfalls (auf dem Scheiterhaufen) brennende
Hexe. Der Holzschnitt wurde in vielen Büchern und
Abhandlungen über die Hexenprozesse abgedruckt.

Die Vorgänge in Schiltach fanden auch Eingang in die gelehrten
Hexentraktate der Zeit, so durch den Lothringer Nicolas
Remy (1592), den einflussreichen Jesuiten Martin Delrio (1599)
und den von Remy beeinflussten Italiener Francesco Maria
Guazzo (1608). Selbst als am Ende des 17. Jahrhunderts in Nordamerika
die berühmten Hexenprozesse von Salem stattfanden
(1692), nahm man dort Bezug auf die Ereignisse von Schiltach
.24

Hexenzeitung von 1576

Die Kleine Eiszeit, eine seit Anfang des 15. Jahrhunderts auftretende
deutliche Klimaverschlechterung mit einhergehenden
Missernten, gilt in der modernen Hexenforschung als eine
(von natürlich vielen) Ursachen der großen europäischen Hexenverfolgung
der Frühen Neuzeit.

Darauf nimmt sehr deutlich Bezug die 1576 von einem gewissen
Hans Cudius verfasste Hexenzeitung Newezeitung und
wäre Geschieht / dieses 76. Jars geschehen im Breißgaw / wie man
da in etlichen Stätten und Flecken / in die 55 unhulden gefangen
und verbrent hat / auch wie sie schröckliche Ding bekent haben. Es
heißt dort unter anderem: Als man zeit 1500. jar / unnd 76. fürwar
I da hört man schreien unnd klagen / in vielen landen nah
un(d) weit als erfröret war Korn Wein unnd Traid / inn kürtz ver-


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