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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 121
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Rat und Zünfte in der Offenburger Hexenverfolgung 1598 bis 1602

vor den Rat gebracht werden sollten.5 Offensichtlich wurden
die Beweise, die die Kläger vorbringen konnten, als hinreichend
erachtet. Eine offizielle Übernahme dieses Verfahrens
durch den Rat wurde in den Ratsprotokollen zwar nicht vermerkt
. Interlokute im Dezember zeigen jedoch, dass der Rat
dieses Verfahren, wie versprochen, „ex officio" führte. Christina
Göpfert wurde Anfang Dezember verhaftet, mehrmals
befragt und gefoltert, mit juristischem Rat für schuldig befunden
und Ende Dezember hingerichtet.55

Eine von Christina besagte weitere Frau, die der Rat am
12. Dezember verhaften ließ, wurde mangels genügender Besagung
und belastender Zeugenaussagen Anfang Januar 1601 in
den Hausarrest entlassen.56 Mit diesen Verfahren zeigte der Rat,
dass er den Auflagen der Kommission wie auch den Versprechen
vom 2. Oktober nachkam, sich allerdings nicht dazu
drängen ließ, jede beklagte und besagte Frau zu verurteilen,
sondern die Verfahren gemäß kaiserlichen Rechts durchführte
und mithilfe juristischer Gutachten auch vorläufige Freisprüche
erteilte.

Parallel zu diesem Hexenverfahren begann eine langwierige
Schmachklage der Familien König und Laupach gegen den Bäcker
Lienhart Stehlin. Die Ehefrau des Seilers und Ratsherrn im
jungen Rat Georg Laupach57 war zwischen 1596 und dem Sommer
1600 als Hexe verurteilt und hingerichtet worden.58 Die
beiden Töchter Helena und Adelheid wurden nun verdächtigt,
das Hexenhandwerk von der Mutter gelernt zu haben und
Schadenszauber zu verrichten.

Helena war mit Hans König verheiratet.59 Sie wohnten in der
Nähe des Neuen Tores, wo Hans König 1596 eines der beiden
Häuser des Wagners Ruprecht Silberrad gekauft hatte.60 Das
Haus befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bäckerei
Lienhart Stehlins.61 Die jüngere Tochter Adelheid wohnte noch
bei ihrem Vater. Ihre Brüder Heinrich und Georg waren Kleriker
. Heinrich Laupach war Pfarrherr in Renchen,62 Georg war
gerade Prior der Benediktinerabtei Altdorf im Elsass geworden.
Gemeinsam mit seinen Mitbrüdern hatte er sich erfolgreich
gegen einen der Abtei 1599 von der Stadt Straßburg aufgedrängten
protestantischen Abt gewehrt.63

Der Streit der Familien König und Laupach mit dem Bäcker
Stehlin begann 14 Tage nach der Verkündung des Edikts mit
einem Schlaghändel. Hans König verklagte den Bäcker wegen
tätlicher Auseinandersetzung und übler Nachrede vor dem
Ratsgericht. Der Rat nahm ein Verfahren wegen Schlaghändels
an, bestand in Bezug auf die Schmachklage allerdings auf einer
schriftlichen Fassung der Anklagepunkte. Gegen die Abwei-


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