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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 122
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Andrea Kammeier-Nebel

sung der Schmachklage protestierten Helenas Vater und ihr
Bruder Heinrich am 6. November.64

Der genaue Grund für Königs Klagen wird zwar in den
Ratsprotokollen zunächst nicht genannt. Es handelte sich jedoch
um eine „peinliche Schmachklage" und im Verlauf des
Jahres 1601 erfahren wir, dass die Familien gerichtlich versuchten
, Helena und Adelheid vom Vorwurf der Hexerei und des
Schadenszaubers zu befreien.65 Dass hier mehr als ein normaler
Ehrenhandel ausgetragen wurde, zeigt sich auch im Befehl des
Rates an die Familien König und Laupach, schriftliche Klage
einzureichen. Dieser Auflage kamen die Familien am 20. Dezember
nach. Sie legten unabhängig voneinander eine schriftliche
Klage gegen Lienhart Stehlin vor. Der Rat nahm diese
beiden Klagen an und verpflichtete den beklagten Bäcker,
ebenfalls schriftlich darauf zu antworten.66

Lienhart Stehlin war die Verteidigung seines Rufes in
dieser Sache offensichtlich äußerst wichtig. Zwar verursachte
ein schriftlich geführter Prozess den Parteien hohe Kosten, da
sie die Hilfe eines Advokaten in Anspruch nehmen mussten
und jedes Schriftstück teuer zu bezahlen war.67 Ein Rückweichen
hätte aber bedeutet, den Familien König und Laupach in
diesem Streit Recht zu geben. Stehlin ließ sich auf zwei
schriftliche Verfahren ein, deren Verlauf er jedoch durch häufige
Überziehung der gesetzten Termine über Monate verzögerte
.68

Die Streitigkeiten der Familien vor Gericht entluden sich im
ersten Halbjahr 1601 auch im Alltag immer wieder in gegenseitigen
Beschimpfungen und tätlichen Auseinandersetzungen.
Wiederholt ermahnte der Rat die Parteien, Frieden zu halten
und sich in gütlicher Weise zu einigen.69 Ende Juni 1601 scheinen
sich die Auseinandersetzungen in einer Weise gesteigert zu
haben, dass der Rat die Parteien vorlud und am 20. Juli energisch
Frieden außerhalb des Gerichtssaales einforderte. Er
drohte beiden Parteien mit einer hohen Geldstrafe von
25 Pfund Straßburger Pfennigen, sollten sie ihre erbitterten
Streitigkeiten „in Worten und Werken" nicht einstellen und
sich auf den Streit vor Gericht beschränken. Zu dieser Sitzung
lud der Rat auch den Nachbar Ruprecht Silberrad.70

Malefizklagen Ruprecht Silberrads und Lienhart Stehlins
im September 1601

Ruprecht Silberrad war Mitglied der Schmiedezunft und in den
Auseinandersetzungen von 1598/99 in die Ausschüsse delegiert
worden.71 Sein Bruder Caspar saß seit 1596 für die Schmiede-


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