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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 153
(PDF, 94 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0154
Anno 1533 ist Schiltach gar außbrunnen ...

die Vorstellung zauberischer Praktiken aufgelöst werden, die
um so mehr bemüht wurden, als der nicht erklärbare Großbrand
auf das Wirken böser Mächte hindeutete: War hier der
Teufel persönlich vor Ort, so benötigte er dafür die Hilfe eines
ihm hörigen Menschen, einer „Hexe", die mit ihm im Bunde
am Werk war. Mit einer solchen „Teufelsbuhlin" verband sich
nicht nur der „Schadenzauber", das Anrichten von Schäden
und Übeln, sondern auch die Fähigkeit zum „Hexenflug":
Durch die Luft zu fahren und Entfernungen zu überbrücken,
wie es Sterblichen sonst unmöglich war.7 Indem man der Frau
den Flug „auf einer Ofengabel" unterschob, war nicht nur ihre
gleichzeitige Anwesenheit an beiden Orten erklärt, sondern
auch bewiesen, dass sie die Schuldige an der Schiltacher Katastrophe
war. Dieses „Geschrei" setzte die Obrigkeit in Oberndorf
so unter Druck, dass sie die Frau, deren Name nicht überliefert
ist, tags darauf, Karfreitag, 11. April, in Haft nahm.

Man unterzog sie einem Beweisverfahren, bei dem es aber
nur um ein Geständnis ging, das Voraussetzung für die Verurteilung
war. Da sie ihre Unschuld beteuerte, wurde sie „peinlich
" befragt. So kam eine Urgicht zustande, die sie als Teufelsbuhlin
und Schadenzauberin auswies, mit der Aussage, dass
„sie die gewesen, die das Haus verbrannt hat und die ganze
Stadt", und zwar, wie vom Teufel befohlen, durch Ausschütten
eines Topfes. Da die Urgicht auch den Flug festhielt, waren alle
Elemente vorhanden, die das Hexerei-Delikt ausmachten, so
dass das Oberndorfer Gericht das Todesurteil aussprechen
konnte. Stadtherr war Freiherr Gottfried Werner von Zimmern,
der vor der Verfolgung von Hexen eigentlich „Abscheu empfand
", aber nicht umhin kam, es zu bestätigen: „Er hat sie lassen
verbrennen", was am 21. April 1533 geschah, zehn Tage
nach ihrer Verhaftung. Die geschockten Oberndorfer machten,
um nicht der Rache des „Teufels" zu verfallen, eine Prozession
um die Stadt und „baten Gott um Gnad". Dass einige Zeit später
aus Ingolstadt die Nachricht kam, ein „Schwarzkünstler"
habe gestanden, dass „er der Geist war, der das Städtlein verbrannte
", interessierte nicht mehr oder wurde verworfen: Zu
sehr hatte sich die Mär vom „Teufel von Schiltach" verfestigt,
als Beweis für das wahre Wirken des Bösen und die schadenzauberische
Existenz von Hexen.8

Hans

Publikation H. Harter
(2005)

Die Forschungslage

Ausgangspunkt ist die Monografie „Der Teufel von Schiltach"
von 2005 mit der Edition von 18 Primär- und Sekundärquellen.
Auf ihrer Grundlage wurde das Ereignis rekonstruiert und eine


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