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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 157
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„Anno 1533 ist Schiltach gar außbrunnen ..." 1 C7

kerung so, dass „der angesehene Schultheiß zu einem armseligen
Scheinheiligen"30 mutierte und als Abwehrstrategie zur
Brandlegung des eigenen Städtchens griff? Weil er in jenen
Tagen „wenig zu lachen" hatte und „von der Bevölkerung geschnitten
wurde"? Für ihn gilt, dass er herrschaftlicher Amtsträger
war und sein Wirken von dieser Funktion und nicht von
konstruierten Befindlichkeiten her gesehen werden muss.

Hier ist etwas viel Psychologie im Spiel, zumal es für die
Annahme, dass der Schultheiß sich trotz des Abzugs der Magd
in einer Ausnahmesituation befand, keine Hinweise gibt. Da
hilft auch die Behauptung, Brandstiftung sei „das gängige Mittel
, um Probleme zu lösen" nicht weiter, und falls dies „für
Päpste, Könige und Kriegsleute galt", folgt daraus nicht, dass es
„auch ein Mittel für einen Schultheißen" war. Welches „größere
Unheil" sollte ihm passieren, „wenn er die Gerüchte nicht
stoppt"? Kann man ihm tatsächlich unterstellen, dass er für
seine Reinwaschung, wovon auch immer, sein Haus und die
Stadt abfackelte? Nur um „den Teufel und die Magd", die bereits
abgezogen waren, „endgültig zum Schweigen zu bringen" und
sein „ramponiertes Ansehen und das seiner Helfer" wiederherzustellen
? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Wie soll
„am Ende alles gut" und er „öffentlich rehabilitiert" sein, vor
den Trümmern seiner Stadt und eigenen Existenz?31 Hier nehmen
die Ausführungen irreale Züge an, die, von Einzelheiten
abgesehen, keine Klärung mehr bringen. Natürlich gab es das
„Verfolgungsbegehren von unten", geschürt von Mächtigen,
doch möchte man die Methode, dies mit einer Brandstiftung
zu erreichen, eher dem mehrfach zitierten Kaiser Nero belassen
.

Doch muss, im Lichte seither neu gefundener Quellen, auch
die 2005 gegebene Deutung zur Diskussion gestellt werden, die
von einer Dreiecksbeziehung Magd-Wirt-„Teufel" ausging.
Dabei wurde letzterer als ein von der Frau versteckter Gaukler
angesprochen, der mit seinen Kunst- und Musikstückchen die
„Gugelfuhr" im Wirtshaus veranstaltete und Schiltach zum
Narren hielt. Als ihnen der Wirt auf die Schliche kam, zogen
sie zwar ab, doch hätte sich die „Mannsperson" elf Tage später
mit der Brandstiftung, die dann das ganze Städtle erfasste, gerächt
: „Aus der ursprünglichen Posse war bitterer Ernst geworden
."32

Neu gefundene zeitnahe Quellen

Während die rezeptionsgeschichtlichen Belege für die Erwähnung
und Auseinandersetzung mit dem „Teufel von Schiltach"


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