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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 162
(PDF, 94 MB)
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162

Hans Harter

Schiltach, am Fuß der
Staig, ummauert und
von der Burg Landsehr
beherrscht: Karte
„Schiltacher Vorst'
von Georg Gadner
(1592). - Vorlage:
Hauptstaatsarchiv
Stuttgart N 3 Nr. 1 Bl.
21 (Ausschnitt)

etwa, dass von einer psychisch labilen oder mit Krampfleiden
wie Epilepsie behafteten Frau Poltergeistaktivitäten ausgingen,
sei jedoch dahingestellt.51

Eine andere Möglichkeit wäre, dass, wenn sie nicht jemand
bei sich verbarg, es ihre eigene Inszenierung war, mit der sie,
aus welchen Gründen auch immer, die Leute narren oder in
Angst versetzen wollte. Ein zahmer Rabenvogel böte eine Erklärung
für die Reden mit „seltsamer, wie menschlicher Stimme"
und das „teuflische Rabengeschrei, wie es kein Mensch auf
Erden je gehört hat".52 Jedenfalls sah man schließlich die Magd
als Ursache des Spuks und entließ sie, womit dieser aufhörte.
Dies geschah, ohne dass man sie wegen des „Teufels" belangt
hätte: Dass sie „etwas mit dem Dämon hatte", wurde ihr offenbar
nicht als Hexerei, sondern als Besessenheit ausgelegt. Den
Unterschied macht das Fehlen des zum Teufelspakt gehörenden
Schadenzaubers: Der Besessene gilt selber als Opfer, das
nicht strafrechtlich verfolgt, sondern durch Austreibung geheilt
werden kann.53 Dem wollte sich der Schultheiß jedoch
nicht aussetzen, der sie, nicht ohne ihren Dienstlohn, wegschickte
.

Mit ihrer genauen Schilderung widerlegen Rütiner/Brendly
auch die Möglichkeit, dass das „Vorspiel" erst nach der Brandkatastrophe
konstruiert wurde, um für die Schuld der „Hexe"
genug Gründe beisammen zu haben. Für den Stadtbrand selber
bieten sie sonst nur Bekanntes: Den „Hexenritt" der Magd,
die ihr vom Teufel geheißene Brandlegung, ihre Verhaftung
und Verurteilung „zum Feuer nach Art der Hexen" in Oberndorf
.54 Doch gibt es auch bei ihnen die Beobachtung, dass
nach „Auswurf des Feurigen sofort alles verbrannte, wie wenn
alles vom Blitz getroffen wäre", und dass es „vom Dach aus
nach unten brannte." Dies bestätigt die Analyse, dass der
Brand durch eine auf dem Dach explodierte Ladung verursacht
wurde.

Die St. Galler Zeitgenossen, darunter Kessler und Rütiner,
bekamen „diese Historie beim Umtrunk" von Brendly erzählt.
Sie nahmen sie zuerst als „eine Fabel", dann aber doch für real,
weil sie „in so großer Nachbarschaft" geschah. Kessler zog
denn auch das Fazit:

„Vieles kann doch daraus entnommen werden: die Macht
und Grausamkeit des Teufels, ferner, dass jener, der doch
überall zum Ehebruch aufreizt, keinen Rivalen dulde. An
einer kleinen Stadt mahnt uns Gott; eine größere ist deshalb
nicht ausgeschlossen und ist gleicherweise schnell
bereit."55


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