Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 169
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„Anno 1533 ist Schiltach gar außbrunnen ..." 1

bestätigen ließen.87 In Gestalt der Magd konnte die Katastrophe
fassbar gemacht und ein Sündenbock präsentiert werden.
Dies entlastete auch die Obrigkeiten, die sich dem „Geschrei"
der Leute ausgesetzt sahen.88 Dass es der Hexenlehre gelang,
auch außerhalb als eingängige Erklärung genommen zu werden
, bewirkten die sich auf das Ereignis stürzenden „Neuen
Zeitungen". Bald machte das Sprichwort vom „Teufel von
Schiltach" die Runde, das auch Literaten wie Johannes Zschorn
(ca. 1520-1560) und Johann Fischart (1546/47-1590) aufnah-

89

men.

Nachwirkungen

Für die Wirkung der Schiltacher Ereignisse über die Zeitgenossen
hinaus ist vor allem jener Brief verantwortlich, den Erasmus
von Rotterdam zeitnah am 25. Juli 1533 in Freiburg an
Damiäo de Göis, Sekretär der portugiesischen Faktorei in Antwerpen
, schrieb. Er hatte vom „Teufel in Schiltach" gehört, was
die weitreichende Sensation belegt, und wandte sich an Erasmus
, um Genaueres zu erfahren. Von Glarean, einem anderen
Humanisten in Freiburg, ließ dieser sich erzählen, was Schiltacher
Bürger dort im Rat berichtet hatten. Auf dieser Grundlage
beschrieb er dann das Treiben eines „Dämons", die von diesem
veranlasste Brandstiftung durch „eine Dirne, mit welcher er
seit 14 Jahren Verkehr hatte", und das Verbrennen „des ganzen
Städtchens innerhalb einer Stunde". Grund war die „Verärgerung
des Dämons über den Sohn des Wirts", seines Nebenbuhlers
. Dies alles sei „zwar nicht sicher, doch wohl von der Wahrheit
nicht weit entfernt" und halte sich als Gerücht „so hartnäckig
, dass es nicht als erfunden betrachtet werden kann".90
Damit hielt sich Erasmus zwar zurück, jedoch nicht so weit, als
dass man nicht ein gewisses Für-Richtighalten der so dargestellten
Ereignisse herauslesen konnte. In einem zweiten Brief vom
November 1533 verwies er nochmals auf das „Gerücht eines
von einem Dämon angestifteten Feuers", ihm nach wie vor
„Hartnäckigkeit" und damit eine gewisse Wahrscheinlichkeit
zusprechend.91

So zumindest verstanden ihn diverse Autoren, die, nachdem
der erste Brief bereits 1534 im Druck verbreitet wurde,
Erasmus als glaubwürdigen Garanten der Teufelsgeschichte
zitierten. Zuerst tat dies Nicolas Remy (um 1530-1612) in seinen
„Daemonolatria" (1595 lateinisch, 1598 deutsch). In fast
voller Länge übernahm er den Brief, als „Exempel [...] dass der
Satan so plötzlich und leicht einen Brand kann verursachen",
aber auch als Warnung, dass „wir auch zu diesen unseren Zei-


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