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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 170
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1 7() Hans Harter

ten Leute (haben), welche dasselbig ganz meisterlich kön-

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Girolamo Cardano:
Kupferstich 1652. -
Abb.: Wikimedia
Commons, Wellcome
Library London
V0001002

nen'. Sein Buch wollte nicht nur vor „der großen Gefahr, die
von den Hexen rührt", warnen, es war auch die Grundlage für
sein Wirken als Generalstaatsanwalt in Lothringen. Seine Landesherren
unterstützten die Hexenverfolgung, und Remy
rühmte sich, 900 Hexen auf den Scheiterhaufen gebracht zu
haben. Er hielt, wie auch seine Schiltach-Stelle ausweist, die
Bedrohung durch die „Hexensekte" für höchst real und betrieb
ihre Ausrottung. So gilt er nicht nur als eifriger Befürworter
der Hexenjagd, sondern auch als einer ihrer schlimmsten
Täter.93

Als Hexentheoretiker machte sich auch der spanisch-niederländische
Jesuit Martin Anton Delrio (1551-1608) einen
Namen. 1599/1600 erschienen seine „Sechs Bücher magischer
Untersuchungen", die bis ins 18. Jahrhundert aufgelegt wurden
. Das Werk war ein Handbuch zauberischer Praktiken, die
für ihn im Teufelspakt gründen. Behandelt wird auch der Schadenzauber
durch Brandstiftung, wie jene „verderbliche Feuersbrunst
, die Erasmus von Rotterdam beschreibt". Zum Beweis
dient dessen Brief, um zusammenzufassen: „Hexen können
mit Feuer Häuser vernichten, wie es der ganzen Stadt Schiltach
widerfuhr, die in Schwaben im Jahr 1533 durch eine gewisse
Zauberin verbrannt wurde."94

In seinem Werk „De Subtilitate", einer Art Wissens-Enzyklopädie
,95 handelte der Philosoph, Arzt und Mathematiker Girolamo
Cardano (Cardanus, 1501-1576) auch „Über die Dämonen
". Die „Erfahrungen dieser Sache", die er bei Erasmus fand,
hält er zwar für „wahr", wiewohl dieser, ein „gelehrter und in
keiner Weise abergläubischer Mann", „über Gespenster sonst so
reichlich spottete". Andererseits sei dessen Brief über Schiltach
eine „seltsame Geschichte": In ihrer Logik sei sie wohl nicht
zweifelhaft, doch könnte man auch sagen, es sei „der böse Wille
oder auch die Verzweiflung der Frau" gewesen.96 Das will sagen,
dass man das Handeln der Magd auch menschlich-kriminell
und nicht nur mit dem Teufel erklären kann. Das „Exempel
Schiltach" überzeugt den Naturwissenschaftler Cardanus also
nicht mehr, und so gehört er zu den ersten Gelehrten, die den
Glauben an den leibhaftig umgehenden Teufel und von ihm
mit magischen Kräften ausgestatteten Hexen anzweifeln.

Dennoch gab es ihn auch weiterhin, sogar jenseits des Atlantik
in Neuengland, wo der Ort Salem bei Boston 1692 von
einer berüchtigten Hexenverfolgung heimgesucht wurde.
Dabei halfen die aus Europa mitgebrachten Konstrukte von
Teufelspakt und Schadenzauber ebenso wie die von dort stammenden
Exempel. Sie wurden von den puritanischen Geistli-


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