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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 173
(PDF, 94 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0174
Anno 1533 ist Schiltach gar außbrunnen ...

„Sowohl Erasmus als auch Cardanus schreiben, dass die
Stadt Schiltach in Deutschland im Monat April 1533 durch
einen Teufel in Brand gesetzt wurde und innerhalb einer
Stunde bis auf den Grund abbrannte/'102

Zwar darf „unschuldiges Blut nicht vergossen werden", aber:
Dass es Teufel und Hexen gibt, steht in der Heiligen Schrift;
und dass sie die Menschen heimsuchen, bestätigt die Erfahrung
, die dafür zu viele „bejammernswerte Beispiele" hat. Dass
aber Hexen, wenn sie überführt sind, ausgerottet werden müssen
, dafür haben wir die Vollmacht Gottes:103 „Eine Hexe sollst
du nicht am Leben lassen" (Buch Exodus 22,18). Darin stimmten
Vater und Sohn Mather überein, nicht zuletzt aufgrund des
Falls, der für sie durch Erasmus und Cardanus von der „Stadt
Schiltach in Deutschland" so glaubhaft vor Augen gestellt
wurde.

Ganz anders dachte Sebastian Franck (1499-1542), Theologe
, Sprichwortsammler, Chronist und Zeitgenosse der Ereignisse
in Schiltach. Schon 1536, in der zweiten Ausgabe seiner
„Chronick oder Zeitbuch", behandelte er „Schiltach verbrun-
nen" als „ungewisse Historie" und „oben hin in ihrem Wert
angerührt" (vgl. Anhang Q3a). Die Zweifel mehren sich, da es
Gerüchte sind („als etlich sagen") und „Drucke", die den Ort
als „vom Teufel angezündt" melden. Der ist für ihn „ein Geist"
und hat keinerlei leibhaftiges Auftreten, es sei denn, dass „Kinder
des Unglaubens und Zorns" ihn verkörpern und seine verderblichen
Werke verrichten. Sie sind zwar auch „Teufel", aber
im Sinne von Johannes 6,70 f., wo Judas so genannt wird: gottlos
, verräterisch und böse, aber doch Mensch und kein
Dämon.104

Auch in seiner Sprichwörtersammlung (zuerst 1541, vgl.
Anhang Q3b) behandelt Franck den Fall: Selber „ein Geist",
vermag der „Satan" real nicht einmal eine Scheuer anzuzünden
, er braucht dafür seine „Boten und Glieder". Sie begehen
Gewalttaten, aber nur mit den ihnen möglichen Mitteln:
körperlich-irdischen („äußerlichen") und keinen magischen.
Sie sind „vermenschte Teufel", böse und vom teuflischem
Geist verführt, aber doch Menschen. Auch „der Satan, der
Schiltach hat verbrennt" ist ein solcher, der deshalb „mit
Feuer verbrannt" werden sollte. Der böse Geist wirkt nicht
selber in der Welt, sondern im Geist oder Charakter der Menschen
, die boshaft-kriminell und nur in diesem Sinne „teufel-
haftig" sind.

Damit nimmt Franck dem Teufel nicht nur das Dämonische
und reduziert ihn auf Irdisch-Menschliches, er bestreitet auch

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Sebastian Franck:
Sprichwörter [...],
Ausgabe Frankfurt
1555.-Abb.:
Wikimedia Commons


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