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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 229
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Das Kirchweihfest in Offenburg 1415. Ein Fest in dunkler Zeit O OQ

pitels anzuerkennen, aus, wie sie sagten, rechtlichen Gründen.
„Wisst", erläuterten sie ihrem großen städtischen Nachbarn,
„dass wir vom Reich an die Straßburger Bischofskirche verpfändet
sind und dem Domstift Gehorsam geschworen haben".9 In
der Tat galt diese eidliche Verpflichtung, seit 1351 der deutsche
König die Ortenauer Reichslandvogtei in die Pfandherrschaft
des Straßburger Bischofs übertragen hatte. Ausdrücklich war
damals festgehalten worden, dass bei einer zwiespältigen Bischofswahl
die Entscheidung des Domkapitels zu respektieren
sei.10 Dem fügten sich im Frühjahr 1394 die Offenburger und
huldigten Bischof Burkhard von Lützelstein also wir ouch andern
Herren gesworn hent von der stifte wegen von Stroszburg. Die
wohlwollende Antwort des neuen Herrn kennen wir aus einem
Brief, den er von Oberkirch aus an die Stadt Gengenbach
schrieb, die sich ebenfalls gegen den päpstlichen Kandidaten
Wilhelm von Diest entschieden hatte: „Macht euch keine Sorgen
, wir wollen euch dafür ansehnlich entlasten."

Ein knappes Jahr später aber bestätigte Wilhelm von Diest
den Offenburgern ihre alten Rechte und guten Gewohnheiten,
worauf sie ihm als neuem Pfandherrn huldigten. Denn mittlerweile
hatten die beiden Kandidaten ihren Dissenz durch einen
Kuhhandel beendet: Wilhelm stellte seinen Konkurrenten mit
einer großzügigen Abfindung aus dem Straßburger Bischofsgut
zufrieden, darunter das große elsässisch-pfälzische Waldgebiet
der Oberen Mundat, in dem auch die Stammburg der Grafen
von Lützelstein lag. Dorthin zog der gescheiterte Dompropst,
heiratete und übernahm die Herrschaft des gräflichen Hauses.

Um die Straßburger Bürgerschaft von der Eignung Wilhelms
von Diest zu überzeugen, bedurfte es der Intervention eines der
führenden römischen Kardinäle, Philipp von Alencon. Er beschwor
den Rat von Straßburg, Wilhelm als „wahren Bischof
anzunehmen".11 Sie könnten damit ihre „aufrichtige Glaubenstreue
zum Ausdruck bringen, mit der sie sich zu Papst Boni-
faz IX. als „wahrem Stellvertreter Christi auf Erden bekennen".
Der Kardinal mahnte demnach die Straßburger nicht nur zur
Anerkennung des wahren Bischofs, sondern auch zur Treue
gegenüber dem wahren Papst.

Damit sprach er das brennendste Thema der damaligen Zeit
an. Denn seit 1378 mussten sich die Christen in Europa auch
zwischen zwei Päpsten entscheiden. Ein Teil der Kardinäle
hatte nämlich die 1378 in Rom durchgeführte Papstwahl für
ungültig erklärt und einen Gegenkandidaten gewählt, der
fortan in Avignon residierte. Es dauerte über dreißig Jahre, bis
überhaupt einmal der Versuch unternommen wurde, dieses
Schisma auf einer Kirchenversammlung in Pisa 1409 zu been-


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