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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 277
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Die Leutkirche in Oberschopfheim: neue Erkenntnisse zur Chorausmalung und zur Baugeschichte 077

Teil 2: Die Überlieferung
Eine grundsätzliche Frage

Beim Studium der Literatur über die Leutkirche stellt sich eine
eigentlich banale Frage: Warum ist sie überhaupt ausgemalt?
Genauer betrachtet ist das nicht selbstverständlich.

Scheinbar macht die Kirche im 15. Jahrhundert einen Abstieg
durch. 1409 stirbt der letzte Pfarrer Berthold von Snellin-
gen, und die Kirche wird von einem Leutpriester oder Mönch
aus Schuttern versehen.

Laut einem Vertrag vom 11. August 1455 sind die Bewohner
von Oberschopfheim zu 2/3 und von Diersburg zu 1/3 unterhaltspflichtig
. Daraus wird im Allgemeinen geschlossen, dass
eine Siedlung Leutkirch nicht mehr bestand oder im Abgang
begriffen war. Kauß7 geht davon aus, dass die Siedlung Leutkirch
um 1500 nicht mehr existierte und nur noch Kirche,
Friedhof und Beinhaus in Funktion waren. Erst im späteren 16.
und 17. Jahrhundert tauchen wieder schriftliche Nachweise auf
(siehe unten).

Nun werden aber die Wandmalereien allgemein etwa auf
Anfang des 16. Jahrhundert datiert,8 was von den Verfassern
auch unterstützt wird. Sie fallen also genau in die „dark ages"
von Siedlung und Kirchenbau: Die Siedlung ist schon lange
abgegangen, die Kirche ist zur Friedhofskapelle abgesunken.
Wer sollte sie also aufwendig ausmalen lassen, und wozu?

Die Bilder sind unzweifelhaft vorhanden, also müssen die
Annahmen zur Laufzeit der Siedlung und der Bedeutung der
Kirche hinter fragt werden.

Zunächst einmal ist die Bedeutung der Kirche nur scheinbar
abgesunken. Die Pfarrei wird erst 1715 an die barocke Kirche in
Oberschopfheim verlegt.9 Sie war also weiterhin Pfarrkirche
(von Oberschopfheim und Diersburg), unabhängig vom Bestehen
der Siedlung Leutkirch. Selbst wenn die Besucherzahl abgenommen
haben sollte, hat sie ihre kirchenrechtliche Stellung
, besonders das Bestattungsrecht, behalten.

Im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts werden mehrere
Pfarrer namentlich genannt, was auf ein „höchst lebendiges
kirchliches Leben im Dorf Leutkirch" hinweist.10

Heizmann11 berichtet, dass im Jahre 1509 das Kloster Alpirs-
bach seinen Hof in Leutkirch-Oberschopfheim an das Kloster
Schuttern verkaufte. Demnach muss eine Ansiedlung, nämlich
wenigstens dieser Hof, vorhanden gewesen sein.

Des Weiteren wird 1587 ein Siechenhaus auf dem Gelände
von Leutkirch „abseits von der Siedlung" erwähnt, das wohl bis
in die Zeit des 30-jährigen Krieges existierte.12


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