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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 279
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Die Leutkirche in Oberschopfheim: neue Erkenntnisse zur Chorausmalung und zur Baugeschichte O 7Q

Den ältesten greifbaren Beleg für die Leutkirche liefert der
Kirchenbau selbst, nämlich die Reste eines Vorgängerbaues. Ein
kleines Stück der nördlichen Chorbogenwand zeigt Mauerwerk
aus grob behauenen Bruchsteinen mit Pietra-rasa (s. Abb. S.
272). Diese Art der Wandbehandlung kommt hauptsächlich in
der Romanik, genauer gesagt im 11./12. Jahrhundert vor.19 Es
ist sehr wohl möglich, dass dieses schmale Restchen einer
Wand die Kirche repräsentiert, die im Jahr 1136 als „scopheim
cum ecclesia" in einer Urkunde von Papst Innozenz II. genannt
wird, und für die das Kloster Schuttern das Patronatsrecht besitzt
.20 Es ist damit zu rechnen, dass auch noch weitere Teile
des Chores der Romanik entstammen.

Das nächstgelegene Beispiel dieser Art befindet sich in der
Peterskirche in Lahr-Burgheim: Eine Nische in der Chor-Südwand
zeigt ebenfalls Pietra-rasa als Bestandteil des alten Chorturms
, der zwischen dem frühen 12. und Mitte des 13. Jahrhunderts
entstanden ist.21

In der Literatur wird mehrmals erwähnt, dass Bauteile der
Leutkirche ins 13. Jahrhundert zurückreichen,22 ein greifbarer
Nachweis wird aber nicht erbracht. Diese Angabe dürfte wohl in
der Bauform begründet sein, die eine ehemalige Chorturmkirche
(häufiger Bautyp im 13. Jahrhundert) vermuten lässt, ohne
dass jemand die älteren Mauerreste tatsächlich bemerkt hat.

Im 14. und 15. Jahrhundert erscheinen mehrere Erwähnungen
des Ortes Leutkirch in verschiedenen Schreibungen, auch
in Zusammenhang mit einer Kirche und einem Ortsadel. Die
erste zuverlässige Nennung, die auch die räumliche Beziehung
zwischen Leutkirch und Oberschopfheim beschreibt, datiert
ins Jahr 1394: „parochialis ecclesia in Lutkirch, quae ad villam in
Oberschopfheim spectat' (Pfarrkirche in Leutkirch, die auf das
Dorf Oberschopfheim blickt).23

Als Bauteil aus dieser Zeit kommt evtl. die Chordecke in-
frage, die von einem Kreuzrippengewölbe gebildet wird. Die
dazugehörigen Konsolsteine und Rippenanfänger wurden
nachträglich in die Raumecken des bereits bestehenden Chores
eingefügt.24 Nach stilistischen Gesichtspunkten kann das Gewölbe
durchaus aus dem 14. Jahrhundert oder auch 15. Jahrhundert
stammen. Durch die befundeten Putz- und Tüncheschichten
wird diese Annahme unterstützt. Eine genaue Datierung
kann aber nicht erbracht werden.

Es wurde zwar schon versucht, die Bilder der klugen und
törichten Jungfrauen in der Chorbogenlaibung aus stilistischen
Gründen ins 14. Jahrhundert zu datieren, aber das erscheint
eher zweifelhaft.25 Der Putz- und Malschichtaufbau belegt vielmehr
eine Entstehung zeitgleich mit der Apostelfolge. Das


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