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„Ich habe nur die Musique gemacht, zu einem
rechten Text habe keine Zeith gehabt/'
Abt Paulus aus Gengenbach und seine Korrespondenz mit der
badischen Markgräfin Sybilla Augusta
Martin Ruch
Der 95. Abt des Benediktinerklosters Gengenbach war Abt Paulus
Seeger (geboren zu Gengenbach am 21. November 1691,
gestorben am 16. Januar 1743).1 Er amtierte von 1726 bis 1743.
Seine theologischen Studien absolvierte er in St. Blasien, wo
bereits seine Begabung als Maler entdeckt und gewürdigt
wurde mit der Ausmalung eines Gebäudeflügels der Schwarzwaldabtei
. Danach war er als Hofkaplan beim Fürst von Fürstenberg
in Donaueschingen tätig. Bald nach seiner Rückkehr
ins Mutterkloster Gengenbach wurde er hier am 1. Oktober
1726 zum Abt gewählt.
Das Dokument über seine Wahl schließt mit dem Hinweis:
„Der Gewählte ist dann sogleich unter Läutung aller Glocken prozes-
sionaliter in die Kirche geführt und vor dem Hochaltar mitten zwischen
bischöfliche Gnaden zur Rechten und den Abt aus Ettenheim-
münster zur Linken gestellt worden. Das Wahlergebnis wurde in der
Kirche zu allgemeinem Jubel und Freude in Lateinisch und teutscher
Sprach ausgerufen, worüberhin der Lobgesang S. Ambrosii etAugusti
Te Deum Laudamus auf das allerlieblichste von allen Musikalischen
Instrumenten ist intoniert und gesungen worden." Ein feierliches
Mittagsmahl schloss sich an „unter vielfältigem Salve und lieblichster
Music" und es wurden „ansehnliche Gesundheiten
vollbracht", also Glückwünsche ausgesprochen, und auf das
Wohl des Abtes angestoßen.2
Als Abt bewirkte Paulus viele wichtige künstlerische Gestaltungen
im Kloster, etwa die Anschaffung einer großen Chororgel
. Viele Bilder stammten von seiner Hand, auch das Gemälde
des Hochaltars. Außerhalb Gengenbachs sind weitere Gemälde
von ihm erhalten, zum Beispiel ein signiertes Bild des Hl. Mathias
am Seitenaltar in der ehemaligen Kapuzinerklosterkirche
(freundlicher Hinweis von Werner Scheurer, Offenburg).
Abt Paulus war hochgebildet und auf vielen Gebieten tätig.
So förderte er auch die Klosterbibliothek, die während der Säkularisation
dann allerdings zerschlagen und verteilt wurde
auf mehrere Landes- und Universitätsbibliotheken. Der Katalog
der Inkunabeln der Universitätsbibliothek Heidelberg etwa
verzeichnet aus der Gengenbacher Klosterbibliothek stammende
Bücher, darunter ein „Formularium instrumentorum
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