Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 347
(PDF, 94 MB)
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Zur Planungsgeschichte der Pfarrkirche St. Johannes d.T. in Ottersweier ^47

ren war der Platz vor diesen nicht groß genug für eine der
Gemeinde entsprechenden Kirche. Diese Zwickmühle ließ die
Planer die besprochenen vielfältigen Variationen ersinnen.
Der schließlich umgesetzte und harmonischste Plan der gänzlichen
Einfügung des Alten als Eingang für das Neue ist
gleichzeitig der paradoxeste: Das heiligste Bauteil der Predigt
und der nächsten Nähe zu Gott, das Presbyterium, wird zum
schlichten Eingang fürs Volk. Die ursprünglich im Kirchenschiff
liegenden Chorbögen werden zur prominenten Schauseite
. Der für die Umgebung einzigartige Chorflankenturm
wird schlicht und einfach kopiert und bekommt einen Zwilling
. Die Wasserschläge der Strebepfeiler des Chors werden
trockengelegt und wechseln ihre Funktion: vom Schutz des
Steines vor der Witterung hin zu einer ästhetischen im Inneren
des Kirchenbaus. Die Dinge werden ihrer eigentlichen
Funktion entrissen, werden anders zur Schau gestellt, gedoppelt
, verdreht, werden dekontextualisiert, aus Alt wird Neu
und das Neue wird im alten Stil. Nichts wirkt wie zuvor und
doch ist das Alte konserviert. Das zeichnet St. Johannes der
Täufer in Ottersweier aus.

Diese Planungsgeschichte der Konservierung des Alten ließe
sich in einer weiteren Arbeit auch öffnen zu einer stärker komparativen
Betrachtung. In meinem Aufsatz sind lediglich
Achern und Cattaro als Vergleichsbeispiele herangezogen. Vielleicht
gibt es noch weitere Bauwerke, bei denen die Eingangslösung
aus alten Teilen besteht. Dazu wäre eine großräumige
Suche von Nöten, die über meine eigene, schon recht ausführliche
Recherche hinausgeht. Von Johannes Schroth jedenfalls
wurde eine solche Bauweise nicht noch ein zweites Mal zur
Ausführung gebracht.

Auch eignet sich das Ottersweierer Thema zur Betrachtung
von Denkmalschutzaspekten. Gerade um die Jahrhundertwende
kam im Zusammenhang mit dem sogenannten
„Schlossstreit" in Heidelberg die Diskussion um den Denkmalschutz
in Deutschland in Gange. Georg Dehio war einer der
Vorstreiter in Sachen Konservierung von alten Bauteilen.58
Dehio selbst hat sich jedoch in den Ottersweierer Streit nicht
mit eingebracht. Es ist also die Frage, wie die Verbindung Heidelberg
- Ottersweier hergestellt werden könnte.

Meine Schrift zur Planung der Pfarrkirche St. Johannes der
Täufer in Ottersweier könnte also auch Basis und Anregung
sein für weitere Untersuchungen. Das Ziel des Aufsatzes ist erreicht
, wenn ich mit ihm einen Beitrag zur heimatgeschichtlichen
Forschung leisten kann.


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