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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 358
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Ralf Bernd Herden

Von den Organisationsedikten 1803 zu unterscheiden sind die
Konstitutionsedikte. Im ersten Konstitutionsedikt15 wurde festgehalten
: „Jeder Mensch, wes Glaubens er sei, kann Staatsbürgerrechte
genießen/' Im Juli 1808 versprach Großherzog Karl
dem badischen Volk die Gewährung einer Verfassung und die
Schaffung einer Volksvertretung.16 Im Januar 1809 erhielten
auch die Juden in Baden eine, zumindest teilweise, kirchenrechtliche
Gleichstellung. „Die Judenschaft in Baden bildet
einen eigenen konstitutionsmäßig aufgenommenen Religionsteil
unserer Lande, der gleich den übrigen unter seinem eigenen
, angemessenen Kirchenregiment steht, [...]."17 Zur eigentlichen
bürgerlichen Gleichstellung kam es jedoch erst 1862.18 In
den Jahren 1808/09 und 1816 folgten zwei Verfassungsentwürfe
. Die Verfassung von 181819 (entworfen und entwickelt
von Karl Friedrich Nebenius (1784-1857), zum Freimaurer aufgenommen
1809 in Besancon) garantierte individuelle Freiheit
srechte und Gleichheit vor dem Gesetz. Sie war Deutschlands
liberalste Verfassung überhaupt.

Zur gleichen Zeit wurden in Baden die beiden christlichen
Kirchen auf organisatorisch neue Grundlagen gestellt: Aus der
lutherischen und der reformierten Kirche wurde die „Vereinigte
evangelisch-protestantische Landeskirche in Baden"20
geschaffen, eine einzigartige Konsensunion beider protestantischer
Konfessionen. Durch päpstliche Bulle erhielt die römisch
-katholische Kirche in der Form des Erzbistums Freiburg
1821 ihre heutige Gestalt.21

Baden war, schon lange vor seiner Erhebung zum Großherzogtum
von Napoleons Gnaden und bis zur Schaffung des
Deutschen Reiches 1871,22 ein Pufferstaat, der vor allem französischen
Interessen zu dienen hatte.23,24 Seit der Französischen
Revolution und durch das Zeitalter Napoleons hindurch wurde
dies durch zahllose Souveränitätsverletzungen dokumentiert:
Den Rastatter Gesandtenmord 179925 (französische Diplomaten
als Opfer „befehlsüberschreitender" österreichischer Soldaten
des 11. Szekler Husarenregiments), 1804 die militärische
Entführung französischer Emigranten aus Offenburg26 und im
gleichen Jahr die Entführung des Prinzen Louis Antoine Henri
de Bourbon-Conde Duc d'Enghien durch ein militärisches
Kommandounternehmen aus Ettenheim,27 sowie im Jahre
1807 die gewaltsam erzwungene Auslieferung des Barons Auerweck28
an Frankreich. Unter Napoleon, dem Schwiegervater des
Großherzogs Karl Friedrich Ludwig (1786-1818, Großherzog ab
1811; er hatte 1806 die Adoptivtochter Napoleons, Stephanie
de Beauharnais,29 kaiserliche Hoheit, geheiratet) war Baden ein
französischer Satellitenstaat. Erst nach der Völkerschlacht von


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