Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 389
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Innenansicht einer Klosterschule - Hermine Villinger in Offenburg

und über uns der allmächtige Vater, Gott, stehen, und es gibt
nichts, was wir mit solcher Hilfe nicht zu meistern imstande
wären. Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten/'14
Das Zitat ist bereits die Kritik; und die Kritik an der Sprache ist
bereits die Kritik an denen, die so sprechen.

Fortsetzung folgt

„Simplicitas. Eine Jugendgeschichte"15 heißt ein weiteres Werk,
das Hermine Villinger alsbald auf ihr Klostertagebuch folgen
ließ und das da beginnt, wo dieses aufgehört hat: „Liebe Lisbeth!
Ach Lisbeth, gestern [...] habe ich mein geliebtes Kloster verlassen
. Ich möchte nie wieder einen solchen Abschied durchmachen
müssen, 's war schrecklich! So drei Jahre, das ist halt ein
Wort. Alle meres waren um mich versammelt im Sprechzimmer.
[...] Jemand nahm mich bei der Hand und führte mich zur Türe,
wobei ich immerfort zurückschaute nach den schwarzen Schleiern
mit den lieben Gesichtern. Sceur Marianne öffnete die Klosterpforte
, und dann fiel sie hinter mir ins Schloß."16

In der Karlsruher „Welt" findet sich Hermine zunächst so
wenig zurecht, fühlt sie sich so wenig wohl, dass sie unbedingt
wieder zu ihren Klosterfrauen zurückkehren will, um eine von
ihnen zu werden. Aber allmählich findet sie immer mehr
Gefallen am Tanzen, Schwimmen und Reiten, am Reisen und
vor allem am Theater, das sich unter seinem Intendanten Eduard
Devrient gerade großen Ruhm erwirbt.17 Auch kann sie
erste literarische Erfolge verbuchen. Ihren ehemaligen „meres",
denen Hermine oft Bericht erstattet und die sie zuweilen auch
besucht, will diese Entwicklung freilich nicht gefallen; gleichwohl
ist sie nicht aufzuhalten. Jetzt erst stellen sich, wenn auch
nur am Rande, Einsichten ein, die das Klostertagebuch noch
völlig vermissen ließ: „Wir sind so entsetzlich prüd erzogen
worden. Da komm' ich nicht drüber weg."18

Anmerkungen

1 Burger, Wilhelm (Hrsg.): Das Erzbistum Freiburg in Vergangenheit und Gegenwart: Ein kirchliches
Heimatbuch. Freiburg 1927, 140. - Vgl. insges. Heimbucher, Max: Die Orden und Kongregationen
der katholischen Kirche. 2. Aufl. Paderborn 1907, 85-88; Heizmann, Ludwig: Die
Klöster und Kongregationen der Erzdiöcese Freiburg in Vergangenheit und Gegenwart. München
-Kolbermoor 1930, 144-145; Sinnigen, Ansgar: Katholische Frauengenossenschaften
Deutschlands. 2. Aufl. Düsseldorf 1933, 20-21; Wienand, Adam (Hrsg.): Das Wirken der Orden
und Klöster in Deutschland. Bd. 2. Köln 1964, 192-196; Kähni, Otto: Das Kloster Unserer Lieben
Frau und dessen Lehr- und Erziehungsinstitut in Offenburg: In: Die Ortenau 46, 1966, 84-121;
Müller, Wolfgang: Das Kloster Unserer Lieben Frau in Ottersweier bzw. Offenburg. In: W.M.


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